Segler muss für halbe Million Euro renoviert werden Die Schiffsbrücke ist wieder geöffnet

Leverkusen · Rhein-Hochwasser, A1-Brückenbau, Corona – die Wupperschiffsbrücke musste jüngst mit Einschränkungen zurechtkommen. Jetzt ist sie wieder offen, und die Macher haben viel vor. Unter anderem steht eine Renovierung an.

 Gabriele Pelzer hat den Staffelstab an Helga Vogt (vorne) übergeben. Insgesamt hat der Förderverein 100 Mitglieder.

Gabriele Pelzer hat den Staffelstab an Helga Vogt (vorne) übergeben. Insgesamt hat der Förderverein 100 Mitglieder.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Mit einer Länge von 20 und einer Breite von 4,10 Metern ist das frühere Segelschiff das größte der drei Boote. Zusammen mit den rund 100 bis 120 Jahre alten Schiffskörpern „Freiheit“ und „Recht“ bildet der Klipper „Einigkeit“ die Grundlage für die historische Schiffssteganlage. Jetzt ist der Segler  – obwohl schon 2002 grundsaniert – erneut dringend reparaturbedürftig. Aktuell wartet der Förderverein Schiffsbrücke auf die Kostenschätzung einer Duisburger Werft. Sobald der Bescheid vorliegt – man rechnet mit rund 500.000 Euro – wird umgehend Hilfe aus dem nordrhein-westfälischen Landesprogramm zur Förderung und Stärkung der Heimat beantragt. Für den Vorstand des Fördervereins und seine 100 Mitglieder wäre das ein großartiges Geschenk zum 25-jährigen Bestehen.

Eigentlich sollte dieser besondere Geburtstag genau am 26. Oktober, dem Gründungstag, groß gefeiert werden. Wegen der Corona-Pandemie wird das Fest auf nächstes Jahr verschoben.

Dennoch haben die Vereinsmitglieder gerade allen Grund zur Freude: Die Schiffsbrücke bei Rheinkilometer 702,5 zwischen Wiesdorf und Rheindorf ist wieder gut erreichbar, nachdem der Weg bis zuletzt wegen des Neubaus der A 1-Rheinbrücke gesperrt war. Geöffnet ist seit einer Woche ebenfalls das Café auf dem Aalschokker „Recht“. Jeweils samstags und sonntags von 13 bis 18 Uhr werden Gäste im Außenbereich bedient. Montags bis freitags können dort private Feiern ausgerichtet werden. „Wir arbeiten uns langsam wieder vor“, beschreibt Geschäftsführerin Helga Vogt, verschweigt aber auch nicht die Kehrseiten: Weil der Aufwand entsprechend höher ist, werden mehr Freiwillige benötigt. „Weitere Verstärkung wäre das schönste Jubiläumsgeschenk“, sagt deshalb Vogts’ Amtsvorgängerin Gabriele Pelzer, die bislang für Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.

Die ehemalige Bayer-Angestellte war Helferin der ersten Stunde, hat die 25 Jahre zurückliegende Gründung des Fördervereins insofern hautnah miterlebt. „Es begann 1994 damit, dass der Aalschokker ‚Recht‘ unter Wasser lag“, erinnert sich Pelzer. Die Untere Denkmalbehörde suchte Helfer, die zur Rettung der jetzt 100 Jahre alten Brückenanlage beitragen konnten. Nicht jeder Einwohner zeigte dafür Verständnis. Viele fragten sich, wozu die „alten, rostigen Teile“ gut seien. Bis zur Gründungsversammlung des Fördervereins gab es einige Aktionen mit Feuerwehr und Technischem Hilfswerk.

Danach dauerte es eine Weile, bis man herausfand, wer überhaupt Eigner der Schiffsbrücke war. Schließlich konnten die Eigentumsverhältnisse geklärt werden. Genau am 14. Februar 1996 übereignete der Rheindorfer Heinrich Schallenberg die Brückenanlage, die 1982 in seinen Besitz gekommen war, dem Förderverein als Sachspende. Schon frühzeitig hatte Pelzer die Chance erkannt, ein Stück Lokalgeschichte retten zu können. Bereits 1775 existierte eine Brücke zwischen Rheindorf und Wiesdorf. Diese kurze Verbindung an der Wuppermündung wurde 1920 durch einen Steg ersetzt, für den bereits offene Holzboote als Schwimmkörper benutzt wurden. Der ehemalige Rheinschiffer Heinrich Gless besaß die Rechte daran und erhob Brückenzoll. Er war es auch, der 1956 die ersten beiden Plattbodenschiffe als schwimmende Lösung für eine stabile und dauerhafte Schiffsbrücke erwarb und ihnen die Namen „Einigkeit“ und „Freiheit“ gab. Elf Jahre später kam das Boot „Recht“ hinzu. Das Ensemble wurde fortan attraktives Ausflugsziel und Anziehungspunkt für Spaziergänger.

Inzwischen ist die gesamte Anlage nicht nur die letzte ihrer Art in Deutschland, sondern zugleich auch einzigartig in Westeuropa. Gabriele Pelzer: „Wir wussten von Anfang an, dass es teuer werden würde.“ Insgesamt zwei Millionen Euro sind bisher in das Projekt „Schiffsbrücke Wuppermündung“ geflossen, unter anderem finanziert von Bund und Land, von verschiedenen Stiftungen und Spendern wie Chempark, Diakonisches Werk und Sparkasse.

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