Leverkusen Die Impfrate ist bei Grippe schlecht

Leverkusen · Laut Stadt nutzen zu wenige das Angebot. Ein Polio-Impfstoff fehlt zurzeit.

In der Vergangenheit haben Mitarbeiter des Gesundheitsamtes mit dem Impfbus des Landes die Leverkusener Schulen besucht und dort Schüler mit deren Eltern zu Impfungen beraten. "Dafür fehlt uns dieses Jahr leider das Personal", sagt Amtsarzt Dr. Martin Oehler. Dabei hält er Impfungen für sehr wichtig. "Sie sind eine der großen Errungenschaften der Medizin", sagt er. "So haben wir es zum Beispiel geschafft, die Pocken auszurotten und dadurch viel menschliches Leid zu verhindern."

Bei der Kinderlähmung (Poliomyelitis) sei man noch nicht so weit. "In Deutschland kommt Polio zwar grundsätzlich nicht mehr vor. Aber es gibt auch hier immer noch Fälle, weil Flüchtlinge oder Reisende die Erkrankung einschleppen." Umso ärgerlicher findet es Oehler, dass zurzeit ein Polio-Impfstoff nicht geliefert werden kann. "Das liegt aber auch daran, dass in Syrien und anderen Ländern wieder Kinderlähmungsfälle aufgetreten sind und die betroffenen Länder nun weltweit die Impfstoffe kaufen." Eine Gefahr, dass auch in Deutschland wieder eine Polio-Epidemie auftrete, bestehe jedoch nicht. "Dafür sind hier zu viele geimpft."

Den guten Impfstatus stelle der schulärztliche Dienst auch regelmäßig bei den Schuleingangsuntersuchungen fest. "Dort bekommen wir ja die Übersicht über einen ganzen Jahrgang", sagt Oehler. Daher sei es nicht mehr nötig - wie in der Vergangenheit -, ganze Jahrgänge mit dem Impfausweis in der Hand antreten zu lassen. "Insbesondere bei Masern, Mumps und Röteln liegt Leverkusen ganz weit vorne", sagt der Amtsarzt. Hier bestehe in der Bevölkerung bereits eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent - was der erste Schritt zur Ausrottung von Krankheiten sei. In Essen sei allerdings erst kürzlich noch eine junge Frau an Masern gestorben. "Leider gibt es auch hier Impfverweigerer sowie Gruppen, die wir als Gesundheitsamt nur schlecht erreichen."

Sorgen mache dem Mediziner die Tuberkulose. "Da gibt es große Lücken, weil der verfügbare Impfstoff nur schlecht wirksam ist und Nebenwirkungen hat." Zurzeit werde ein neuer Impfstoff erforscht. "Aber der ist noch nicht auf dem Markt."

Zudem nutzten sowohl ältere Menschen als auch medizinisches Personal noch zu wenig die jährliche Grippeimpfung. "Man muss sie zwar jährlich erneuern und sie bietet keinen 100-prozentigen Schutz, aber sie hilft, schwere Krankheitsverläufe zu vermeiden", sagt Oehler. Gerade in Krankenhäusern und Altenheimen sei die Gefahr groß, dass die Grippe-Erreger durchs Personal übertragen würden. "Deutschlandweit sterben jährlich mehrere Tausend Menschen an Grippe."

(sug)
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