Leverkusen Die Herzschlag-Kreuzung

Leverkusen · Tasten, taxieren, riskieren: Der Knotenpunkt Düsseldorfer Straße/Ecke Fürstenberg- und Günther-Weisenborn-Straße verlangt Verkehrsteilnehmern viel ab. Nicht-Leverkusener fahren oft vorsichtiger als Ortskundige.

 Wo ist denn hier der Zebrastreifen-Hinweis? Auflösung: Oben rechts im Bild — von den Blättern gut versteckt.

Wo ist denn hier der Zebrastreifen-Hinweis? Auflösung: Oben rechts im Bild — von den Blättern gut versteckt.

Foto: Miserius, Uwe

Vergangene Woche hätte es etwas zu sehen gegeben, erzählt die Dame. "Da haben sie hier Autos abgeschleppt — unter anderem meins." Die 45-Jährige kann schon wieder über den Vorfall lächeln. Vielleicht lächelt sie aber auch, weil ihr Blick bereits von weitem in Richtung Parkstreifen gegenüber des Karnevalsladens Deiters schweift und ihren dort abgestellten Wagen entdeckt. "Heute ist er noch da", sagt die Lützenkirchenerin, die aus beruflichen Gründen öfter an der Düsseldorfer Straße parkt. "Vergangenen Donnerstag standen an einer Stelle mobile Parkverbotsschilder wegen Umzugs. Die habe ich aber übersehen, weil sie schlecht aufgestellt waren." Prompt sei an dem Tag die Politesse erschienen.

 RP-Redakteurin Ludmilla Hauser hat die brenzlige Kreuzung beobachtet. Ab und an gab’s auch ruhige Phasen.

RP-Redakteurin Ludmilla Hauser hat die brenzlige Kreuzung beobachtet. Ab und an gab’s auch ruhige Phasen.

Foto: Miserius, Uwe

Die ist jetzt nicht zu sehen, dafür aber, dass der Parkscheinautomat Ecke Düsseldorfer/Günther-WeisenbornStraße stark frequentiert wird. 24 Minuten kosten 20 Cent.

Die Parkstreifen sind voll mit Fahrzeugen. Um die müssen Abbieger von der Fürstenberg- und der Günther-Weisenborn-Straße umständlich herumgucken, wenn sie den Verkehr auf der Vorfahrtstraße einsehen wollen. Blöd, dass auch noch der Transporter eines Paketdiensts mit Warnblinklicht auf Fahrbahn der Düsseldorfer Straße anhält. Sicht auf Fahrzeuge, die aus Richtung Kreisverkehr kommen, gibt's für Linksabbieger von der Günther-Weisenborn-Straße nicht.

Von wegen 21, 22, 23

Der Fahrer eines silbergrauen Kombis nimmt das zum Anlass, das Stoppschild an der Weisenborn-Straße flexibel zu interpretieren. Von wegen 21, 22, 23 und dreimal zehn Zentimeter vorfahren, bis die Sicht gegeben ist — bei 21-einhalb ist Schluss mit Warten. Der Kombi zieht raus, nimmt einem von rechts kommenden dunkelblauen Wagen die Vorfahrt. Der Dunkelblaue hupt wild.

Von der Kreisel-Baustelle rückt ein 40-Tonner an. Kennzeichen Bitburg. Der Fahrer lenkt behutsam über die Kreuzung. Ebenso der Brummi-Mann, der kurz drauf den Riesenlaster mit niederländischem Kennzeichen steuert.

Während in 13 Minuten sieben Taxen wohl Besucher des Markts samt ihrer Einkäufe von der Opladener City wegbringen, ignorieren mindestens ebenso viele Autofahrer in dieser Zeit die Fußgänger, die die Zebrastreifen nutzen wollen. Kurios: Vor den Zebrastreifen-Schildern stehen Bäume. Deren Grün versteckt die Hinweise recht gut. Etliche Autofahrer sind zudem zu sehr mit Hals-Verrenkungen wegen des "um geparkte Autos Herumguckens" beschäftigt, als dass sie Hinweise erst noch hinter Bäumen suchen könnten. Gefährliche Situationen mit Herzschlagfaktor sind garantiert.

Eine Politesse ist weiterhin nicht zu sehen. 25 Euro wegen Falschparkens wie bei der Lützenkirchenerin drohen gerade niemandem. "Dazu kommt neben den Abschleppkosten der Verwaltungsaufwand", berichtet die 45-Jährige. "Für Letzteren sollen es 50 bis 150 Euro sein. Finde ich hart." Als sie bei der Stadt angeführt habe, die mobilen Schilder seien schlecht aufgestellt gewesen, "hieß es, die Schilder könnten stehen, wie sie wollten". Vielleicht hatten sie auch einen Baum vor sich wie die Zebrastreifen-Hinweise.

(RP)
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