Leverkusen Die Glocken von St. Remigius sind aus Stahl

Leverkusen · Wenn heute die Christmetten und Weihnachtsgottesdienste starten, kommen viele Kirchgänger durch das Glockengeläut in Festtags-Stimmung. Doch es gibt Unterschiede, wie Stadtdechant Teller erläutert.

 Stadtdechant Heinz-Peter Teller in der Glockenstube Der Klang fasiniert den Seelsorger immer wieder.

Stadtdechant Heinz-Peter Teller in der Glockenstube Der Klang fasiniert den Seelsorger immer wieder.

Foto: uwe miserrius

Vier mächtige Stahlglocken besitzt die Opladener Pfarrkirche St. Remigius. Doch wer sie aus der Nähe betrachten will, braucht gute Kondition.

Der Aufstieg führt zunächst über eine lange Wendeltreppe aus Stein, bevor sich eine Holztreppenkonstruktion anschließt, die schon einiges an Schwindelfreiheit verlangt. "Halten Sie sich direkt hinter mir, ich geh' vor Ihnen her", beruhigt Stadtdechant Heinz-Peter Teller seine Begleiter.

Dann endlich, nach dem vorsichtigen Durchstieg durch eine Dachluke, steht der Betrachter Auge in Auge mit der "Stimme des Gotteshauses", die Glockenstube ist erreicht.

"Den dicken Pitter haben wir hier natürlich nicht", sagt Teller mit einem Schmunzeln und spielt auf die Kölner St. Petersglocke an. Der "Dicke Pitter" ist die größte schwingende Glocke der Welt: "Wir sind hier ja auch nicht im Kölner Dom. Und dennoch finde ich, dass unsere Glocken von St. Remigius besonders schön klingen." Das sagt Teller mit Nachdruck, obwohl er schließlich auch Mitglied des Kölner Domkapitels ist.

Und er weiß, was den Glockenklang generell so Besonders macht : Er spricht unsere Emotionen an", sagt Teller: "Glocken berühren uns, bieten uns ein Stück Heimat." Viele Menschen denken dabei an die Weihnachtsfeste ihrer Kindheit zurück. Und die ältere Generation verbindet Frieden immer noch mit dem Glockenklang. Gerade im Zweiten Weltkrieg seien die Glocken eingeschmolzen und zu Munition umgearbeitet worden, macht der Seelsorger deutlich.

All dies habe dazu geführt, dass etwa die Opladener Bielertkirche heute noch über Bronzeglocken mit warmen Klang und langer Haltbarkeit verfügt, "wir bei uns aber ausschließlich Stahlglocken verwenden", sagt Teller.

So einfach vor sich hinläuten, das geht in Leverkusen allerdings nicht. Dass der Glockenklang der einzelnen Kirchen miteinander harmoniert, dafür sorgt eigens ein Glockensachverständiger des Erzbistums, der herumfährt und das Glockengeläut aufeinander abstimmt.

Übrigens: Neben dem Läuten, bei dem die Glocke oder der Klöppel schwingt, gibt es das Beiern, bei dem die Glocken von Hand mit einem Hämmerchen angeschlagen werden - aber von außen. Besonders geläufig ist das etwa bei der Uhrzeitangabe zur vollen Stunde. So schwingt der Klöppel nicht nach, es gibt keine Untertöne.

"Früher", weiß Teller, "als die ersten Christen sich zum Gottesdienst versammelten, wurde mit einemHolzbrett zur Messe gerufen." Da klängen die Stahlglocken von heute doch wesentlich schöner:

(RP)
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