Leverkusen Die Frauen an seiner Seite

Leverkusen · Die Eine ist die Frau für die Federn, die Andere die fürs Zepter. Und das muss Prinz Andreas I. (Edelmann) derzeit des Öfteren aus der Hand geben - wegen der Reden, die er hält. Und die Fasanenkappe muss auch ständig vom Kopf - wegen der vielen Orden.

 Prinz Andreas I. umringt von seinen Pagen.

Prinz Andreas I. umringt von seinen Pagen.

Foto: Miserius, Uwe

Kurz: Ohne die beiden Frauen zu seiner rechten und linken Seite - deren Titel im Karneval jedwedem emanzipatorischen Versuch, ihm ein "In" ans Ende zu setzen, tapfer widerstanden hat und immer noch einfach Page heißt - käm kein Prinz durch die Session. Nicht mal, wenn er namentlich ohnehin ein Edelmann ist. Das erinnert unweigerlich an solch herrliche (oder frauliche?) Sätze wie "Ohne de Motter löppt nix" wie es im Bergischen heißt oder fürs Hochdeutsche: "Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau."

Bei Andreas I. steht keine Frau dahinter, sondern zwei daneben. Die eine heißt Ivonne Adelberg, ist 29 Jahre alt und die Nichte vom Edelmann, die Andere ist Michelle Deus (Aussprache: "Wie Amadeus ohne Ama, nicht Deus", da ist Michelle streng und einiges aus der bisherigen Session gewöhnt), gerade noch 20 und nicht verwandt oder verschwägert mit Seiner Tollität. Und mal ehrlich: Einmal Prinz ze sin heißt nicht, dass die beiden Pagen dem Edelmann alles hinterhertragen.

So hat Michelle zwar immer eine Ersatzstrumpfhose für sich, aber nicht für den Prinzen dabei. "Einmal mussten wir helfen, da ist der Prinz mit der weißen Strumpfhose an ein Auto gekommen. Wir haben den Fleck schnell vor der nächsten Veranstaltung ausgewaschen", erzählt Deus lachend. Adelberg verrät, dass sie Prinz Andreas auch schon mal beim Kostümüberstreifen assistieren, wenn Not an Ankleidehelfern herrscht.

Wenn man mal genau hinschaut, stehen die beiden Pagen dem Prinzen an Pracht übrigens in nichts nach - zarte Rüschen hüben wie drüben, florale goldene Verzierungen auf grünem Grund. Das weckt Erinnerungen: "Als wir neulich einen Auftritt im Kaufhof hatten, kam eine Frau auf mich zu und sagte: ,Das sind noch genau die Uniformen wie vor 50 Jahren. Schön!'", berichtet Zepterchefin Deus. "Die Dame war damals selbst Page. Solche Begegnungen machen richtig Spaß."

Neuer Karnevalsprinz in Leverkusen vorgestellt
11 Bilder

Neuer Karnevalsprinz in Leverkusen vorgestellt

11 Bilder

Und ähnliche Begegnungen kennen Michelle und Ivonne. Denn die Sessionspagen 2014/2015 sind keine Frischlinge auf dem Karnevalsparkett. Ivonne tanzte bei den Wupperveilchen, Michelle bei Grün-Weiß Schlebusch. "Aber es ist schon etwas anderes, wenn man mit einer Gruppe auf der Bühne steht oder eben jetzt zu dritt", gesteht Ivonne. Vor dem ersten Auftritt sei da das Lampenfieber im Kopf herumspaziert: "Ich musste bei der Prinzenproklamation mit den rutschigen weißen Handschuhen den langen Text vom Prinz halten und habe gedacht: Jetzt nur nicht fallen lassen", erzählt sie.

Michelle ist ohnehin mit der Nebenrolle zufrieden: "Ganz im Mittelpunkt zu stehen, wär' nichts für mich. Das können andere machen. Ich stehe lieber daneben und und lächele." Toi, toi, toi sei bisher nichts passiert. Kein Stolpern, Hinfallen oder sonstiges Verheddern. Weit mehr als 50 Auftritte liegen hinter den Pagen ("Man muss Spaß am Karneval haben, sonst hat das Pagendasein keinen Zweck und wär' nur Zwang", Michelle).

Unzählige Zepterübernahmen, hundertfaches Kappe-Lupfen, zigfaches Blumentragen für den Prinzen und einmaliges Krankwerden. "Das geht in der Session eigentlich gar nicht", sagt Adelberg zart verschnupft. Vor Augen hat sie unter anderem die 15 Auftritte an Weiberfastnacht. Aber für männliche Pagen im Mittelalter und weibliche in der Session galt und gilt dasselbe: Augen zu, pardon, auf, lächeln und durch.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort