Leverkusen Die Fastenzeit zur Integration genutzt

Leverkusen · Die Moschee am Kiesweg hatte während des Fastenmonats unter ihren 3000 Gästen auch deutsche Familienund syrische Flüchtlinge. Für den Vorstand war es ein großer Erfolg von Integration und Gemeinschaftserlebnis.

 Nach dem Frühgebet strömten 1000 muslimische Mitbürger aus der Moschee am Kiesweg und feierten das Ende des Fastenmonats. s

Nach dem Frühgebet strömten 1000 muslimische Mitbürger aus der Moschee am Kiesweg und feierten das Ende des Fastenmonats. s

Foto: Uwe Miseriu

Mit roten Rosen und süßem Baklava-Gebäck feierten etwa 1000 muslimische Mitbürger gestern in aller Frühe in der Moschee am Kiesweg den Abschluss des Fastenmonats Ramadan. Mit ihnen kamen ab 5.30 Uhr auch in den anderen Moscheen in Leverkusen, sowie weltweit, die Muslime zum Festgebet zusammen. Imam Ibrahim Alinmaz leitete das Festgebet am Kiesweg.

Zum Abschluss defilierten alle an ihm vorbei, schüttelten Hände, gratulierten und umarmten sich untereinander: Der Ramadan 2015 war am Kiesweg ein besonderes Gemeinschaftserlebnis. Denn Abdi Tekin, Vorstandsmitglied und Sprecher des Diyanet-Kulturzentrums, hatte diesmal nicht nur den Oberbürgermeister eingeladen, sondern alle Leverkusener, die an den abendlichen Iftar ("Fastenbrechen")-Feiern teilnehmen wollten: "Wir hatten 3000 Gäste im Ramadan. Und es sind tatsächlich auch deutsche Familien gekommen", freute sich Tekin. Außerdem waren einige syrische Flüchtlinge unter den Iftar-Gästen, die nun auch in der Fußballmannschaft des Moschee-Vereins mitspielen werden. Und der Moschee-Vorstand möchte den Flüchtlingen helfen, in Leverkusen Wohnungen zu finden.

 Die Männer stellen sich an, um dem Imam die Hand zu drücken und sich gegenseitig zum Ramadanfest Gutes zu wünschen.

Die Männer stellen sich an, um dem Imam die Hand zu drücken und sich gegenseitig zum Ramadanfest Gutes zu wünschen.

Foto: gt

Nach dem Festgebet gingen die Männer nach Hause zum Frühstück und brachten ihren Frauen die roten Rosen mit, die vor der Moschee zu einem karitativen Zweck verkauft wurden. "Die meisten nehmen sich heute frei", berichtete Vorstandsmitglied Hidayet Metin. Denn das Ramadanfest sei der krönende Abschluss der Fastzenzeit. Geschenke für die Kinder und Besuche vor allem auch der älteren Menschen bestimmten den gestrigen Tag der muslimischen Mitbürger.

"Das Ramadanfest ist immer auch eine Gelegenheit, sich mit jemandem zu versöhnen, mit dem man vielleicht schon lange Streit hatte", betonte Metin. Zum Ramadan wird gespendet, wie eigentlich das ganze Jahr über das Zakat (muslimische Opfergabe) zu den fünf Glaubenssäulen der Muslime gehört. "Wir geben zum Ramadan 2,5 Prozent aller Werte, die wir das ganze Jahr erzielt haben. Das kann auch eine Wohnung sein", erläuterte Metin.

 Die Männerbringen ihren Frauen rote Rosen mit. Die Blumen werden vor der Moschee für karitative Zwecke verkauft.

Die Männerbringen ihren Frauen rote Rosen mit. Die Blumen werden vor der Moschee für karitative Zwecke verkauft.

Foto: gt

Da es "in Leverkusen nicht so viele Arme gibt", sagt Tekin, werden die Spenden über muslimische Hilfsorganisationen in arme Länder weitergeleitet: "Wir haben in diesem Jahr sehr viele Lebensmittelpakete für die Dritte Welt aus den Spenden finanziert", berichtete Tekin, der für die Hilfsorganisation "Islamic Relief" arbeitet.

Metin und Tekin repräsentieren mit 29 und 28 Jahren den jungen Teil des Moschee-Vorstandes und haben deshalb auch altersspezifische Ziele: "Wir fordern schon lange, dass die Imame, die immer nur für fünf Jahre aus der Türkei nach Deutschland kommen, besser Deutsch sprechen und mehr zur Integration beitragen", sagen beide. Die Imame absolvierten zwar in der Türkei einen Deutschkursus. Diese Grundlage gerate aber ganz schnell in Vergessenheit, wenn sie dann irgendwann nach Deutschland geschickt würden und in ihren Gemeinden nur Türkisch sprächen, beklagten die jungen Muslime. Und die setzen sich für die Anerkennung der Moscheen in Nordrhein-Westfalen als Körperschaften des öffentlichen Rechts ein. Das sei in den Bundesländern Hamburg und Bremen längst der Fall: "Wir möchten mit den anderen Religionen auf Augenhöhe sein", sagte Metin.

(RP)
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