Leverkusen Die 30-Stunden-Woche ist ein "schlechter Karnevalsscherz"

Leverkusen · Löst eine 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich die Probleme auf dem Arbeitsmarkt? Am Rosenmontag hatten 100 Politiker, Wissenschaftler, Gewerkschafter und Publizisten diese Arbeitszeitverkürzung gefordert.

Die Arbeitgeber reagieren mit Kopfschütteln und einiger Fassungslosigkeit. "Die Forderung ist nicht mehr als ein schlechter Karnevalscherz", kommentiert Andreas Tressin, Geschäftsführer der Unternehmerverbände Rhein-Wupper. Die Idee dieser Arbeitszeitverkürzung sei kontraproduktiv, "weil sie die internationale Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Unternehmen dramatisch verschlechtern würde".

Das Kapital der Firmen seien die Fachkräfte, die es möglichst lange in den Unternehmen zu halten gelte. Die 30-Stunden-Woche zu fordern sei schon deshalb absurd, weil "wir tendenziell länger und nicht kürzer als bisher arbeiten müssen", betont Tressin in einer Pressemitteilung weiter. "Diese Notwendigkeit infrage zu stellen, würde letztlich unser einzig verbliebenes Alleinstellungsmerkmal in der internationalen Wettbewerbsfähigkeit schwächen, das umfangreiche Know-how unserer Fachkräfte in unseren Betrieben."

Diese Debatte müsse jetzt "ehrlich und offen" geführt werden, sagt der Vertreter der Arbeitgeber. Dringend nötig sei die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit, die Bewältigung des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels.

In Deutschland werde die Arbeit keineswegs knapp. Das zentrale Problem im Bereich der Arbeitslosigkeit sieht Andreas Tressin vor allem in diesem Punkt: "Zu viele Menschen haben keine Berufsausbildung." Gleichzeitig sinke aber derzeit die Zahl der Arbeitsplätze für Ungelernte.

Eine 30-Stunden-Wochen bei vollem Lohn wie bisher steigere die Kosten für die Unternehmen, die dann wiederum mit Personalabbau reagieren würden. Tressin: "Als Erste müssen erfahrungsgemäß Beschäftigte ohne Abschluss gehen."

(RP/rl)
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