Leverkusen Der Neue will Kinder-Kardiologie ausbauen

Leverkusen · Dr. Joachim Eichhorn hat am 1. Oktober den Posten als Chef der Kinderklinik am Klinikum von Prof. Peter Groneck übernommen. Nach 100 Tagen zog er Bilanz – und stellte vor allem seine medizinischen Pläne für die Klinik vor.

 Dr. Joachim Eichhorn ist seit 100 Tagen der Chef der Kinderklinik am Klinikum Leverkusen. Gestern zog er eine Zwischenbilanz.

Dr. Joachim Eichhorn ist seit 100 Tagen der Chef der Kinderklinik am Klinikum Leverkusen. Gestern zog er eine Zwischenbilanz.

Foto: uwe Miserius

Dr. Joachim Eichhorn hat am 1. Oktober den Posten als Chef der Kinderklinik am Klinikum von Prof. Peter Groneck übernommen. Nach 100 Tagen zog er Bilanz — und stellte vor allem seine medizinischen Pläne für die Klinik vor.

Sich ins gemachte Nest setzen: Die Redensart hat im Allgemeinen einen negativen Unterton. Im Fall von Dr. Joachim Eichhorn, dem neuen Chef der Kinderklinik am Klinikum, hat sie das nicht. Natürlich, sagt er, habe er das Nest gemacht vorgefunden. Besser als sein Vorgänger Peter Groneck hätte man die Klinik nicht auf "ein so tolles Niveau heben" können. Aber gerade das biete ihm die Chance, die Entwicklung des Hauses voranzutreiben. "Ich sehe ein Riesenpotenzial", betont Eichhorn in seiner ersten Zwischenbilanz. Die zieht er nach gut 100 Tagen im neuen Job als Chef von rund 150 Mitarbeitern.

Chefallürig wirkt Eichhorn nicht, eher wie jemand, der Ideen hat, aber auch das Augenmaß, um Grenzen und Herausforderungen zu erkennen. Etwa diese: "Ich selbst habe mit vier Töchtern mein Möglichstes getan, gegenzusteuern, aber dass es immer weniger Kinder gibt, ist eine Tatsache." Die, die da sind, bestmöglich versorgen zu wollen, sei auch eine. "Wir decken für Leverkusen, aber auch für die Region alles ab, außer Kinderonkologie. Und die sollten wir da lassen, wo sie gut aufgehoben ist, in den Uni-Kliniken." Auch Herz-Operationen bei Kindern nimmt das Klinikum nicht vor.

Aber alle anderen kardiologischen Aufgaben. Hier will der 42-Jährige weiter aufbauen: Kinder mit angeborenem Herzfehler dürfen von Kinderärzten nur bis zum 18. Lebensjahr behandelt werden, danach zahlt die Kasse nicht mehr." Für die Patienten sei es schwer, sich einen passenden Arzt zu finden. Viele würden die Behandlung dann schleifen lassen. Die sei aber gerade in der Zeit, wo der Wandel vom Kind zum Erwachsenen ansteht, sehr wichtig. Das gelte auch für andere chronische Krankheiten wie Diabetes oder Morbus Crohn. "Hier muss jemand helfen. Die jungen Leute müssen Strukturen finden, wo sie optimal versorgt werden", betont Eichhorn.

Mit Kardiologie-Chef Prof. Peter Schwimmbeck will er eben ein solches Angebot für Jugendliche mit angeborenem Herzfehler am Klinikum schaffen, sich spezialisieren. Eichhorn ist Neonatologe, Kinderkardiologe und Intensivmediziner. Auch den Bereich Prävention etwa vor Adipositas (Fettleibigkeit) oder vor Bluthochdruck — davon ist laut Eichhorn jedes zehnte Kind betroffen, oft wird die Erkrankung viel zu spät bemerkt — will der Chefarzt ausbauen. "Ich habe schon verschiedene Ideen dazu." Wichtiges Thema bleibt auch der übermäßige Alkoholkonsum bei Jugendlichen — nicht nur an Karneval. "Wir haben pro Woche ein bis zwei stationäre Fälle."

Gastroenterologie, Urologie, Palliativmedizin, Orthopädie — weitere Verzahnungen zwischen den Disziplinen mit der Kinderheilkunde kann sich der 42-Jährige am Klinikum gut vorstellen. Teils gebe es das auch schon. "Von Reibereien, wer nun wessen Patient ist, wie ich es aus dem universitären Bereich kenne, kann hier nicht die Rede sein. Toll", betont Joachim Eichhorn.

Fachübergreifende Zusammenarbeit sei seit Jahren selbstverständlich, ergänzt Dr. Jürgen Zumbé, Ärztlicher Direktor des Klinikums, und lobt Eichhorn: "Wir haben das Beste, was auf dem Markt ist, für uns verpflichten können."

Rot wird Eichhorn bei dem Lob nicht, aber ernst. Er hat in den ersten 100 Tagen angefangen, Kontakt zu Uni-Kliniken, anderen Krankenhäusern und zu niedergelassenen Ärzten herzustellen. "Ich will ein enges Netz werben, in dem kranke Kinder gut aufgehoben sind. Auch die mit chronischen Krankheiten." Das könne nur mit Kooperationen geschehen, nicht in dauernder Konkurrenz und mit dem ständigen Schielen nach Patientenzahlen.

(RP)
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