Leverkusen Der Mann, der Briefe ins All schickt

Leverkusen · Stephen Lachhein ist Astrophilatelist. Der ehemalige Chemiker besitzt eine der weltweit bedeutendsten Briefmarken-Sammlungen mit Motiven aus Kosmos und Raumfahrt. Seine Schätze zeigt er in wenigen Tagen in der Schweiz.

 Stephen Lachhein zeigt das Schmuckstück seiner Sammlung, den Mondlandebrief. Dieser war 1971 mit Apollo 15 dort.

Stephen Lachhein zeigt das Schmuckstück seiner Sammlung, den Mondlandebrief. Dieser war 1971 mit Apollo 15 dort.

Foto: GKF (Archiv)

Die Ausstellung im Leverkusener Forum war für Dr. Stephen Lachhein nur ein kleiner Vorgeschmack, auf das, was jetzt folgt. Der 64-jährige Lützenkirchener hat sich der Astrophilatelie verschrieben, also jener Sammelleidenschaft, die sich mit Weltraum und Raumfahrt befasst. In wenigen Tagen präsentiert er seine Belege, die als besonders wertvoll gelten, in der Schweiz. Gestern hat er sich auf den Weg Richtung Lugano gemacht.

Kurz darauf wird er in Österreich sein, ehe im November die Weltausstellung in Bangkok folgt. "Mein Bestreben ist es, anhand von Dokumenten und Exponaten die Geschichte und Entwicklung der Raumfahrt aufzuzeigen", erläutert Lachhein das, was ihn antreibt. Und das erhält so kurz vor dem Start von Alexander Gerst zur Internationalen Raumstation (ISS) gerade neuen Auftrieb.

Der deutsche Raumfahrer soll am 6. Juni an Bord einer russischen Sojus MS-09 zu seiner zweiten Mission ins All fliegen. Im Gepäck des Kosmonauten wird dann auch ein Brief von Lachhein sein. Gerst wird diesen im All signieren, abstempeln und zurück zur Erde schicken.

Lachheins ungewöhnliche Sammlung zählt zu den fünf besten der Welt, sie würde jedem Museum gerecht. Unter anderem besitzt Lachhein einen "Mondlandebrief", der 1971 mit Apollo 15 auf dem 384.400 Kilometer entfernten Planeten war und an dem Mondstaub nachzuweisen ist. Kommandant David Scott, Raumschiff-Pilot Alfred Worden und Mondfähre-Pilot James Irwin hatten zahlreiche dieser Exemplare an Bord geschmuggelt, um sie anschließend als Souvenir aus dem Weltall zu Geld zu machen.

Nach ihrer Rückkehr schlug die sogenannte Briefmarkenaffäre hohe Wellen. "Briefe aus dem Weltraum sind wie ein Art Logbuch", erklärt der ehemalige Chemiker bei Bayer, der viel Zeit und Energie in sein Hobby investiert und weltweite Kontakte mit Gleichgesinnten unterhält. Unter ihnen ist auch ein Österreicher, der einen ganz besonderen Mail-Kontakt pflegt: Als einer von wenigen Erdenbürgern gelangen seine Nachrichten direkt und ohne Umwege zur ISS.

Es gab insgesamt drei Apollo-Missionen, die Post mit zum Mond nahmen. Vor ihrer ersten, hochriskanten Reise zum damals noch unbekannten Erdtrabanten signierten Armstrong, Aldrin und Collins, die Besatzung von Apollo 11, einige wenige Autogrammkarten als eine Art Lebensversicherung. Im Fall ihres Todes sollten diese zugunsten ihrer Familien versteigert werden. Kurz darauf hielt die Welt den Atem an, als Neil Armstrong als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond setzte. Die Mission gelang und eines dieser seltenen Exemplare kam inzwischen zu Lachhein.

Speziell für die nächste Ausstellung in der Schweiz hat er noch etwas Besonderes zu bieten: Dazu zählen drei vom Schweizer Wissenschaftler Auguste Piccard signierte Briefmarken, die aus Anlass seines Rekordfluges mit einem Gasballon in die Stratosphäre erschienen sind. "Wir gehen davon aus, dass diese Marken absolute Unikate und somit noch seltener sind, als die legendäre Blaue Mauritius."

(gkf)
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