Karl Lauterbach "Der mangelnde Respekt gegenüber Merkel ist beschämend"

Das, was derzeit in Berlin passiert, ist für Karl Lauterbach "ein gezieltes Herausmobben von Angela Merkel aus dem Kanzleramt. Sie wird respektlos behandelt, nicht über Vorgänge informiert, die sie verantworten muss.

Karl Lauterbach: "Der mangelnde Respekt gegenüber Merkel ist beschämend"
Foto: Miserius Uwe

Das ist beschämend und unverdient", kritisiert Lauterbach, stellvertretender SPD-Bundestagsfraktionschef und Abgeordneter, der nicht als Merkel-Freund gilt, zum CDU-CSU-Asylkonflikt. Den Masterplan von Innenminister Horst Seehofer habe Merkel offenlegen wollen und nicht gedurft. Die Kanzlerin "blamiert sich bei Gesprächen im Ausland so bis auf die Knochen".

Die Lage? Nach Lauterbachs Einschätzung geht die Entwicklung hin zu Neuwahlen, "die man erzwingen will". Man, das seien etwa Markus Söder, Alexander Dobrindt, Andreas Scheuer von der CSU und Jens Spahn von der CDU. "In der CSU will man nicht mit Merkel arbeiten, in der CDU will eine Truppe sie ablösen - in der Legislaturperiode", sagt der Sozialdemokrat. "Es steht 30 zu 70, dass die Koalition hält." Heißt auch: 70 Prozent stehen dafür, dass sie in "den nächsten Monaten zerbricht". Die Merkel-Gegner nutzten die Wandlung im Land von der Willkommens- zur Ablehnungskultur für Wahlkampf. Lauterbach skizziert, was passiert, wenn Seehofer sich mit seinen "inhaltlich falschen Forderungen" durchsetzt: "Erstens wird die AfD zum großen Profiteur. Seehofer zahlt einen hohen Preis. In Bayern wird dadurch nicht weniger AfD gewählt werden. Und zweitens wird es mehr Flüchtlinge geben." Denn: Länder wie Italien werden niemanden mehr registrieren bzw. Flüchtlinge werden sich nicht dort, sondern direkt hier registrieren lassen. "Dann können wir sie nicht abschieben. Hier haben sich Leute verrannt, die profitieren wollen, es geht um alte Rechnungen und Karriereismus". Seehofer sei dabei nur ein "Dead Man Walking", der entweder von Merkel entlassen werde, wenn er den Plan ohne ihr Ja verabschiedet. Oder von Söder "kaltgestellt wird".

Die SPD?"Wir stehen zu Europa. Wenn Europa am Asylstreit zerbricht, haben wir kaum Einfluss auf die Welt, leiden ökonomisch." Lauterbach will den Fortbestand der Koalition, "denn wir müssen wichtige Gesetze verabschieden".

Die Kanzlerin? Sie wirke gelassen. "Schwache Nerven kann man ihr nicht vorwerfen. Sie lässt sich nicht vom Hof jagen. Ich halte es für ausgeschlossen, dass sie beidreht."

(LH)
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