Klaus Wolf zum 70. Deutschlands erster grüner Bürgermeister
Leverkusen · Den Posten hatte der Leverkusener Klaus Wolf von 1984 bis 1989 inne. Das erregte bundesweit Aufmerksamkeit. Der Mitbegründer der grünen Keimzelle AGL, der Leverkusener und der NRW-Grünen ist jetzt 70 Jahre alt geworden.
Glatt, das ist Klaus Wolfs Sache nicht. Er ist Bartträger – früher erinnerte das Gesichtshaar des Leverkuseners an einen Seebären, heute ist der mittlerweile weiße Bart fast filigran. Glatt, im Sinne von angepasst, ist Klaus Wolf immer noch nicht. „Muss ich nicht sein“, sagt der Schlebuscher, der jetzt seinen 70. Geburtstag feierte. Das heißt: Ausnahmsweise wird die Geburtstagsparty in den Sommer verlegt, weil es wohl ein paar mehr Gäste werden. Kein Wunder, denn Wolf ist, Pardon für den Vergleich, bekannt wie ein bunter Hund. Auch bundesweit. Denn als er 1984 – die Leverkusener Grünen holten damals bei der Kommunalwahl zehn Prozent – Bürgermeister wurde, der erste grüne Bürgermeister einer Stadt in Deutschland überhaupt, erregte das gehörig Aufmerksamkeit. In NRW gab es die Aufteilung Stadtdirektor und Bürgermeister, der eine war für die administrative Seite zuständig, der andere für die repräsentative. In Leverkusen war Bruno Krupp Oberstadtdirektor, Horst Henning Oberbürgermeister, Wolf eben Vertreter. „In Süddeutschland war das nicht so, da lag alles beim Bürgermeister, Deswegen waren die da so entsetzt, dass jetzt ein Grüner auf diesem Posten war“, erzählt Wolf. Er schließt eine Anekdote an: „Ich brauchte mal Infos vom Bundesnachrichtendienst BND, habe da angerufen und mich mit ,Klaus Wolf, Bürgermeister der Stadt Leverkusen’ gemeldet. Die haben mir alle Infos gegeben. Und erst am Ende ist ihnen ein Licht aufgegangen, dass ich ja Bürgermeister in NRW war, also fürs eher Repräsentative, und waren beleidigt.“ Er habe gesagt, er hätte sich wahrheitsgemäß gemeldet. Wenn der BND nicht wisse, „wo Leverkusen liegt, da kann ich ja nichts dafür“.
Auf den Mund gefallen ist der ehemalige Oberstudienrat am Landrat-Lucas-Gymnasium nicht. Er macht den Mund auf. So ist er auch zu den Grünen gekommen. „Ich war in der SPD. Dann kamen die Autobahnprobleme in Wiesdorf.“ Geplant wurde Ende der 1970er Jahre ein Kahlschlag quer durch den Stadtteil zum Weiterbau der A59 am Bayerwerk vorbei bis zur A3. Ein richtig heißes Thema. Die SPD habe sich in der Sache nicht mit Ruhm bekleckert. Wolf trat aus und gründete im Frühjahr 1979 mit weiteren grün Orientierten, mit Alternativen und Anarchos die „AGL – Alternative Grüne Liste“, eine Keimzelle der Grünen ähnlich zu denen in Hamburg und Berlin. „Da waren auch Leute drin wie Wilfried Schmickler“, berichtet Wolf. „Wir wollten bei der Kommunalwahl antreten und der Auseinadersetzung um das Autobahnprojekt und das Verhalten, was Bayer in dem Zusammenhang an den Tag legte, auf ein anderes Level helfen.“ 10.000 Einwohner hat Wiesdorf damals verloren. Es gab Hausbesetzungen. „Die Künstlergruppe Grünfilter, zu der ich gehörte, hat eine monatliche Postkarte herausgegeben, um recht aggressiv auf Missstände aufmerksam zu machen. Man kann sagen, wir waren die bösen Buben in der Stadt.“ Die AGL schaffte es in den Stadtrat – „mit 5,04 Prozent“. Ende der 1970er Jahre war Leverkusen eine von drei Städten, die eine grüne Gruppierung im Rat hatten.
Als Anfang der 1980er Jahre die Grünen kamen, wurde die AGL in einen Ortsverband umgewandelt, „wir wollten Ansprechpartner auf bundespolitischer Ebene“. Wolf wirkte auch bei der Gründung der NRW-Grünen mit. 1984 bis 1989 hatte er das Bürgermeisteramt inne.
Vor einigen Jahren hatte sich Wolf – der sicher ist, dass die Grünen die einzigen in der deutschen Parteienlandschaft sind, die soziale Fragen immer auch mit der ökologischen Frage zusammen denken – aus der Politik zurückgezogen. So hatte es bleiben sollen, bis die Autobahn, diesmal der Umbau von A1 und A3, dazwischen kam. Die Leverkusener Grünen seien bei dem Thema schlecht aufgestellt gewesen. Wolf mischt wieder mit, wählte den Bauausschuss als sein Gremium, „weil da am meisten entschieden wird“. Beim Erörterungstermin mit der Bezirksregierung vor zwei Jahren argumentierte er manchmal sehr deutlich. „Da scheint die 68er-Position noch durch“, gesteht er. Wie gesagt: Klaus Wolf ist nicht glatt.