Leverkusen Der Django an der Gitarre - stark

Leverkusen · Das Festival im Festival, gemeint sind die zwei der Gitarre gewidmeten Abende während der Jazztage, feierte die Durchschlagskraft der Gitarre als Soloinstrument mit dem Django unter den Gitarreros: John McLaughlin zieht die Saiten am schnellsten, seine Läufe ratterten im Forum wie Maschinengewehrsalven auf den harten Beat seiner Band "4th Dimension".

Bilder der 33. Jazztage in Leverkusen
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Doch zunächst führte Dominic Miller, Stammgitarrist in den Projekten des Popgurus Sting, seine eigene Band in das Treffen der "Masters of Electric Guitar". Schade, dass Miller nach einer Aufwärmnummer gleich zur akustischen Gitarre griff und die nicht mehr los ließ — Nylonploppen statt massiver Stahlsaite.

Bei seiner Musik scheiden sich die Geister. Besonders Hörer, die beruflich wenig mit Musik zu tun haben, verlieben sich in diese sanfte Kuschelbrise aus warmer Perkussion, Flügelbeben, sphärischem Falsettgesang aus Männerkehlen und geharften Gitarrentönen.

Für Musikerohren gleitet diese Art Popklänge in die Abteilung gediegener Langeweile ab — sauber gespielte Routine, solistische Höhepunkte ausgeschlossen.

Da kam der trockene, durchaus veraltete Sound der McLaughlin-Band richtig, um Erinnerungen wach zu rufen, wie sich die Sinnsucher in der Jazzmusik einst mit dem Wissen um fremde Kulturen und besonders mit technischer Brillanz wappneten, um neue Wege aufzuzeigen. 70 Jahre alt ist John. Und er könnte mit seiner Bühnenpräsenz immer auch einen Traumschiff-Kapitän abgeben — seine Band ist sein Traumschiff. Etienne M'Bappé zupft den Bass mühelos, wahrscheinlich wegen der enormen Reibung trägt er schwarze "Arbeits"-Handschuhe. Drummer Ranjit Barot verwaltet das Erbe der indischen Gurus, die McLaughlin nachhaltig prägten. Keyboarder Gary Husband steht für die Freude des Bandchefs an purer Geschwindigkeit, wenn Gitarre, Tasten und Bass die gehetzten Themen gemeinsam abfeuern. Husband, im Nebenjob hochexplosiver Schlagzeuger, fordert gern den Haupttrommler zum Zweikampf. Dabei scheut er nicht vor Größen wie Billy Cobham zurück, dem er mit seiner Druckwelle an Wirbelwinden über Becken und Toms den Schweiß auf die Stirn trieb.

(RP/ac)
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