Leverkusen Der beste Vorleser der Stadt ist ein Junge

Leverkusen · Lesen ist Mädchensache. Jedenfalls schien das in der Vergangenheit ein ungeschriebenes Gesetz, wenn es darum ging, den besten Vorleser der Klassenstufe sechs in der Stadt zu finden. Wenn die Sieger der weiterführenden Schulen zum Regionalentscheid antraten, dann saßen kaum Jungen auf dem Podium, einmal war gar keiner dabei.

 Vorleser Dario Brancato zeigte wenig Scheu vor dem Mikrofon. Er konzentrierte sich beim Wettbewerb wie die übrigen Teilnehmer ganz aufs Buch.

Vorleser Dario Brancato zeigte wenig Scheu vor dem Mikrofon. Er konzentrierte sich beim Wettbewerb wie die übrigen Teilnehmer ganz aufs Buch.

Foto: Matzerath

Umso erstaunter war die Jury, als sie sich dieses Mal sieben Jungen und nur vier Mädchen in der Aula des Werner-Heisenberg-Gymnasiums gegenüber sah. Allesamt Schulsieger, die sich zuvor in der Katholischen Hauptschule, den Realschulen Am Stadtpark und Montanus, den Gesamtschulen Käthe-Kollwitz und Schlebusch und in den fünf Gymnasien (Freiherr-vom-Stein, Landrat-Lucas, Lise-Meitner, Werner-Heisenberg, Marienschule) gegen die Vorlesekünste ihrer Mitschüler behauptet hatten. Die Kandidaten hatten ihr Publikum mitgebracht, das die Daumen drückte und sich freuen konnte, bei dieser Gelegenheit einen Überblick über die beliebteste Literatur der Elf- und Zwölfjährigen zu bekommen.

Trotz der üblichen zwei Lese-Runden mit je einem vorbereiteten Abschnitt aus einem Wunsch-Buch und einem unbekannten Text aus dem Buch "Wildnis" von Roddy Doyle tat sich die Jury schwer mit ihrer Entscheidung, weil einige Wertungen doch eng beieinander lagen. So schwer, dass Platz drei an zwei Kandidaten vergeben wurde. Den teilen sich Sophia Becker (Marienschule) und Maiko Rönchen (Lucas-Gymnasium). Zweite wurde Mia Römer vom Meitner-Gymnasium, und Regionalsieger ist Benedikt Platzer vom Heisenberg-Gymnasium. Er wird Leverkusen in der nächsten Entscheidungsrunde auf Bezirksebene vertreten. Die Bezirks- oder Kreissieger treten dann im Mai auf Landesebene an. Alle Landessieger werden im Juni für drei Tage nach Berlin eingeladen.

Gelohnt hat sich die Aufregung für alle Schulsieger, die mit einer Urkunde und neuem Lesefutter mit einer Widmung vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der den Wettbewerb seit 1959 ausrichtet, nach Hause gingen. "Knitzsche und das Hosentaschen-Orakel" ist der Titel des neuen Jugendbuches von Anja von Kampen, in dem ab heute überall weitergelesen wird. Der Stadtsieger bekam dazu noch ein zweites Buch geschenkt.

An den regionalen Entscheiden der Städte und Landkreise beteiligen sich bundesweit rund 7000 Schüler der sechsten Klassen. Der bundesweit größte Lesewettstreit soll die Aufmerksamkeit für das Kulturgut Buch erregen, Leselust wecken und die Lesekompetenz von Kindern stärken. Bei der Beurteilung der Jury liegt der Fokus auf dem Vorlesen, also der Fähigkeit, laut, flüssig, den Zusammenhang erfassend und mit guter, nicht übertriebener Betonung vorzutragen.

(mkl)
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