Leverkusen Den Drogen-Paten verhaftet
Leverkusen · Ein 24-jähriger Italiener unterhielt mit seiner dreiköpfigen Bande in Leverkusen und Köln ein lukratives Drogengeschäft mit Marihuana aus Holland. Die Polizei legte die Dealer in Opladen, Manfort und in Köln lahm.
Leverkusen/Köln Seine Tochter feierte vorgestern ihren zweiten Geburtstag, als der "Pate von Leverkusen" dem Polizeisondereinsatzkommando aus Beamten des Kommissariats 26 und des LKA ins Netz ging. Gegen den 24-jährigen Italiener lag seit längerem ein Haftbefehl vor, weil er in großem Stil "Marihuana im dreistelligen Kilobereich aus den Niederlanden eingeführt und verkauft hat", berichtete Günter Rammel, Leiter des Kriminalkommissariats 26 (Bandenkriminalität), gestern bei einer Pressekonferenz. Seine Bande sei extrem hierarchisch angeordnet gewesen, kurzerhand taufte die Polizei die Aktion "Einsatzkommando Pate".
Warenübergabe auf dem Parkplatz
Für den italienischen Dealer war eine 47-jährige Kölnerin als Kurierfahrerin unterwegs gewesen. Im April war sie der Polizei an einer Autobahnraststätte mit zehneinhalb Kilo Marihuana im Kofferraum aufgefallen. Danach wurde ihr der Transport wohl zu heiß, sie warb einen 38-Jährigen als Kurierfahrer, war selbst als Verbindungsfrau tätig, die alle relevanten Adressen kannte.
Der Pate kontrollierte alle Transporte, indem er Kurier, Verbindungsfrau und den "Verwalter des Lagers" viertelstündlich anrufen ließ. Die Polizeibeamten, die gegen die Rauschgiftgang seit Januar ermittelten, stellten vorgestern Morgen Kurier und Verbindungsfrau bei der Warenübergabe auf dem Parkplatz einer Fast-Food-Kette an der Bonner Straße — mit 20 Kilo Stoff. "Als der Pate keine Vietelstundenanrufe bekam, wurde er nervös", sagte Rammel gestern. "Er zog sich in eine Wohnung in Manfort zurück." Zunächst griff die Polizei aber auf das "Lager" in Köln-Rath zu, wo sie den 21-jährigen Verwalter festnahm. Der Pate, der seit einem Dreivierteljahr auf nicht allzu großem Fuß in Leverkusen lebt, bekam offenbar zu diesem Zeitpunkt richtig kalte Füße. Er ließ sein Auto von einem befreundeten Pärchen vor dem Eingang der Manforter Wohnung in der Kunstfeldstraße parken. Als er aus dem Haus kam, keilten Polizeifahrzeuge den Wagen ein. "Wir mussten eine Teilentglasung vornehmen, weil er die Türen verriegelt hatte", umschrieb Rammel das Einschlagen der Autoscheiben. Die Beamten hatten den BMW des 24-Jährigen observiert. Der Pate war öfter durch seinen äußerst aggressiven Fahrstil aufgefallen. Dass dem Dealerchef die Muffe ging, verdeutlichte Rammel, der eine gründliche Telefonüberwachung der Bande nur wage andeuten mochte, an einer weiteren Festnahme. Am Donnerstagmorgen habe einer der besten Kunden, ein 22-jähriger Türke, ein Kilo Marihuana bestellt, der Pate habe gesagt, die Polizei wisse etwas, er mache heute keine Geschäfte. Anekdote am Rande: "Der Abnehmer daraufhin: ,Morgen denn wieder?'."
Neun Festnahmen, 25 Kilo Stoff
Den 22-jährige Türken schnappte die Polizei ebenfalls und kam so auf neun Festnahmen und 25 Kilo sichergestelltes Marihuana. Gegen zwei Herren besteht bereits Haftbefehl, drei Festgenommene wurden dem Haftrichter vorgestellt, vier wieder freigelassen. Ob die Freundin des Paten etwas von den Taten wusste, steht noch nicht fest.