Leverkusen Deal? CDU-Fraktionschef auf Zielgerade zur EVL-Spitze

Leverkusen · Eine mögliche Neubesetzung des zum Jahresende frei werdenden Chefpostens bei der Energieversorgung Leverkusen EVL durch den CDU-Fraktionsvorsitzenden Thomas Eimermacher (wir berichteten, Foto) wird konkreter. Wie Eimermacher und die EVL übereinstimmend bestätigen, hat er sich für die Nachfolge des auf eigenen Wunsch vorzeitig ausscheidenden Geschäftsführers Rolf Menzel beworben.

Vor dem Hintergrund der Querelen um die Besetzung der Stadtwerke-Spitze in Köln mit dem SPD-Fraktionschef Martin Börschel, muss sich Eimermacher Kritik gefallen lassen. So spricht etwa die Bürgerliste von einem "politischen Deal" und "unbeweisbaren Verfilzungen". Auch die Grünen üben Kritik am politischen Verfahren der Neubesetzung.

Gibt es einen Deal?

Aus Rathauskreisen wird kolportiert, CDU und SPD hätten sich darauf geeinigt, Eimermacher zum EVL-Chef zu machen. Im Gegenzug soll die SPD das Baudezernat erhalten. Die amtierende (Vertrag bis 2021) und bisher glücklose Baudezernentin Andrea Deppe, die auf Vorschlag der Grünen ins Amt kam, soll mit einem neu zu schaffenden Job eines Chef-Projektentwicklers für Wiesdorf (City C und andere Projekte) abgefunden werden. Ratsherr Erhard Schoofs (Bürgerliste), der selbst in Findungskommisionen sitzt, spricht von einem "Filtereffekt". Ein freies Auswahlverfahren sei schon deshalb nicht gegeben, da sich geeignete Kandidaten erst gar nicht bewerben, weil sie fürchten müssten, der Job sei inoffiziell bereits vergeben. Schoofs: "Die politisch vorbestimmten Kandidaten erhalten Blankoschecks." Sollte es einen Deal geben, so seien die Grünen daran nicht beteiligt, betont Roswitha Arnold, Fraktionschefin der Grünen. Das politische Verfahren der Neubesetzung der EVL-Spitze finden sie "kritikwürdig." Arnold hätte sich eine "besondere Sorgfalt des CDU-Fraktionsvorsitzenden" gewünscht, die darin hätte bestehen können, "sein politisches Amt währen des Bewerbungsverfahrens ruhen zu lassen". Eimermacher selbst sagt klipp und klar: "Es gibt keinen Deal." SPD-Fraktionsches Peter Ippolito stimmt ein: "Kein Deal, es gibt keine Vereinbarungen."

Wie läuft das Auswahlverfahren?

Die EVL hat den Kölner Headhunter IFP beauftragt, bei der Bewerbersuche zu helfen. IFP hat ein öffentliches Ausschreibungsverfahren initiiert, bei dem Stellenanzeigen in Online-Medien und in Fachzeitschriften veröffentlicht wurden. Dem Vernehmen nach haben sich bisher drei Bewerber gemeldet. Eimermacher selbst bestätigt ein zweistündiges Bewerbungsgespräch beim Headhunter. Seine Vorschläge unterbreitet der Berater einer Findungskommission. Die besteht wie 2010 aus vier Mitgliedern der Gesellschafterversammlung - der Personalvorstand der Kölner Rheinenergie Grefrath, die Ratsmitglieder Krahforst (CDU), März (SPD) und Finanzdezernent Mertens. Hinzu kommen vier Mitglieder des Aufsichtsrats als politische Vertreter der Stadt - Wölwer (Grüne), Ippolito (SPD), Schoofs (Bürgerliste) und OB Uwe Richrath. Eimermacher, der für das Bewerbungsverfahren seine Aufsichtsratsfunktion niedergelegt hat, ist nicht vertreten. Die Findungskommission sucht einen Bewerber aus. Der Stadtrat entscheidet voraussichtlich in der Sitzung am 9. Juli über eine Zustimmung.

Ist Eimermacher für den Job qualifiziert?

Der CDU-Fraktionschef ist mit Fragen der Energiewirtschaft durch seinen beruflichen Werdegang vertraut. Er hat Betriebswirtschaftslehre studiert mit dem Abschluss des Diplomkaufmanns. Es folgte eine Station als Referent für Energie und Umwelt beim Unternehmerverband, bevor er zur damaligen Ruhrgas AG als Abteilungsleiter für Vertrieb wechselte. Danach stieg Eimermacher in eine Unternehmensberatung ein und beriet dort vornehmlich die RWE. 2013 machte er sich als Berater selbstständig, sein Schwerpunkt blieb die Energiewirtschaft. Im selben Jahr rückte der CDU-Ratsherr in den Aufsichtsrat der EVL.

(bu)
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