42. Leverkusener Jazztage “De kölsche Dylan“ – ein absoluter Genuss

Leverkusen · Wolfgang Niedecken krönte den Abschluss der Jazztage mit einem großartigen Abend zwischen Lesung und musikalischer Liebeserklärung an sein Idol.

 Wolfgang Niedecken las und sang im Erholungshaus und betonte: „Ohne Bob Dylan wäre ich nie Musiker geworden.“

Wolfgang Niedecken las und sang im Erholungshaus und betonte: „Ohne Bob Dylan wäre ich nie Musiker geworden.“

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Dem Jazztage-Veranstalter Fabian Stiens war am Samstag die Erleichterung darüber deutlich anzumerken, dass die Jazztage 2021 im Erholungshaus mit dem letzten Festivaltag zugleich zu einem guten Ende kommen konnten. Für den letzten musikalischen Höhepunkt am Samstagabend sorgte Wolfgang Niedecken, Gründer und Frontsänger der kölschen Formation „BAP“, während er – am Piano begleitet von seinem langjährigen Freund Mike Herting – aus seinem roadmovieartigen Buch „Wolfgang Niedecken über Bob Dylan“ über sein großes Vorbild las.

Und dazu passende Lieder des Mannes sang, der als Robert Allen Zimmerman in Minnesota (USA) geboren wurde und „für seine poetischen Neuschöpfungen in der großen amerikanischen Songtradition“ als erster Musiker den Nobelpreis für Literatur erhielt.

„Er ist für viele der Polarstern, an dem man sich orientieren kann. Ohne ihn wäre ich mit Sicherheit nie Musiker geworden und viele meiner Songs wären ohne das Werk Dylans wahrscheinlich auch nicht entstanden“, verdeutlichte Niedecken im Laufe der genussreichen Vorstellung. Weshalb er auch schon gelegentlich als „De kölsche Dylan“ bezeichnet wurde.

In seiner im März dieses Jahres veröffentlichten Publikation beschreibt der Kölner Musiker, Maler und Buchautor die Tour, die ihn im Jahr 2017 auf den Spuren von Bob Dylan kreuz und quer durch die Vereinigten Staaten von Amerika führte. Niedecken: „Es war eine anstrengende, aber spannende Reise, von der ich heute noch zehre“, gestand er offen. Facettenreich erinnerte der Kölner an persönliche Treffen mit seinem Idol. Und beschrieb Querverbindungen zu seiner eigenen Geschichte ebenso wie Gemeinsamkeiten zwischen seinen Texten und Anregungen, die er Dylan zu verdanken habe.

Fast das komplette erste „BAP“-Album, sagte Wolfgang Niedecken, habe aus Liedern bestanden, die von irgendwelchen Träumen handelten. „Wahrscheinlich habe ich das instinktiv gemacht oder weil ich es mir bei Dylan abgeguckt habe“, plauderte der Kölner Musiker auf der Bühne des Erholungshauses. Er nannte Titel wie beispielsweise „Motorpsycho Nightmare“, „115th Dream“ oder „Talkin‘ World War III Blues“. Auch schon vorher habe er, Niedecken, Dylan-Songs gespielt, aber ausschließlich in Originalsprache. „Es wäre mir nicht im Traum eingefallen“, unterstrich er, „eingekölschte Versionen vorzutragen.“ Das hätte er als respektlos empfunden.

Niedecken ergänzte: „Im Gegenteil hat es mir sehr viel Spaß gemacht, diese Fassung, nur von Gitarre und Mundharmonika begleitet zu singen, ohne darauf achten zu müssen, ob alle im Publikum auch wirklich verstanden, was sie das hörten.“

Bei seinem Konzert zum Ende der Leverkusener Jazztage tat er beides: Wolfgang Niedecken sang Lieder wie „The times they are a changin’“ oder „With god on our side“ in englischer Sprache, aber auch „eingekölschte“ Fassungen´von Dylan-Songs.

Fazit: Insgesamt ein ganz wunderbares Konzert, ein Spitzenabend des Rockgiganten, bei dem Wolfgang Niedecken einen weiteren Beweis seiner Vielseitigkeit lieferte. Eben weil er sich als großartiger Künstler vor einem anderen großartigen Künstler verbeugte.

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