Tradition in Leverkusen „Das Brauchtum wird die Pandemie überleben“

Leverkusen · Corona rückt dem Karneval zu Leibe. Große Feiern, Umzüge? Abgesagt. Droht dem Fastelovend das Aus? Karnevalskenner Toni Blankerts ordnet ein.

 War lange als „Nachtwächter“ in der Bütt: Toni Blankerts. Der Opladener ist seit Jahrzehnten im Karneval zu Hause, war in den 1970ern auch mal Prinz in Opladen, wurde später vom Prinzen zum Präsidenten (des KOK).

War lange als „Nachtwächter“ in der Bütt: Toni Blankerts. Der Opladener ist seit Jahrzehnten im Karneval zu Hause, war in den 1970ern auch mal Prinz in Opladen, wurde später vom Prinzen zum Präsidenten (des KOK).

Foto: Miserius, Uwe (mise)/Miserius, Uwe (umi)

Statt Kamelleregen wird es vielleicht auch in der Hochphase der kommenden Session noch Veranstaltungsabsagen aller Art regnen müssen – wegen der Corona-Pandemie. Der Festausschuss Leverkusener Karneval (FLK) hat Großveranstaltungen und die Umzüge in Wiesdorf und Opladen vor kurzem aus Sicherheitsgründen abgesagt. Wie soll man auch 2000 Zugteilnehmer und zigtausende Kamellejäger und Strüßjerfänger am Wegesrand vor dem Virus schützen? Ein Problem, das möglicherweise noch länger als eine Session anhalten könnte. Also: Nie mehr Fastelovend? Toni Blankerts sagt ganz klar: „Nein!“ Eine Antwort aus berufenem Munde, denn Blankerts war a) 1973 selbst Prinz Karneval im Opladen, schaute später als „Nachtwächter“ in jecker Manier auf die Geschicke der Stadt und diejenigen, die sie lenkten und ist aus dem Komitee Opladener Karneval (KOK) im Grunde nicht mehr wegzudenken. Blankerts ist weiterhin im Vorstand tätig.

Die Begründung für sein Nein zur Frage, ob für den Fastelovend wegen Corona das letzte Stündlein geschlagen habe, folgt direkt: „Um es vorweg zu sagen, die Entscheidung des Festausschusses Leverkusener Karneval, Großveranstaltungen und Karnevalsumzüge bei der derzeitigen Corona-Lage in Abstimmung mit Oberbürgermeister Uwe Richrath und Gesundheitsdezernent Alexander Lünenbach abzusagen, halte ich für richtig. Bedeutet dies aber ein Aus für unser rheinisches Brauchtum?“

Blankerts sagt Nein und übernimmt zur Begründung „dabei gerne die Formulierung des in Opladen geborenen und jetzt in Köln lebenden Musikers und Verfasser zahlreicher Bücher, Fernseh- und Rundfunkbeiträge Wolfgang Oelsner zum Thema Karneval“, führt der Opladener aus: „Auch wenn die Weihnachtsmärkte abgesagt werden, feiern wir trotzdem Weihnachten.“

So, das sagt Toni Blankerts voraus, werde es auch in der kommenden Session sein. „Wir werden einen anderen Karneval erleben, weg von pompösen Prunksitzungen,  und hoffentlich weg von denen, die glauben, Karneval sei ein Freibrief für alles. Unsere Devise muss daher lauten: Mit Alaaf zurück zu den Wurzeln des Karnevals.“

Weil Blankerts eben schon so lange in der Karnevalsszene in der Stadt dabei ist – als langjähriger Präsident des KOK oder eben in der Bütt –, habe er manche spontanen Entscheidungen zum Ausfall von Veranstaltungen erlebt, erzählt der Opladener.  Etwa diese:

1962   Der Opladener Rosenmontagszug mit Prinz Werner I.    Höhninghaus fällt wegen der Flutkatastrophe in Norddeutschland aus.

1990 Prinz Wolfgang II.  Gerner muss auf den Höhepunkt seiner Session verzichten, denn der Opladener Umzug muss wegen Sturms über de damaligen Kreisstadt abgesagt werden.

1991   fällt der Opladener Rosenmontagszug mit Prinz Ali Bulut             wegen des Golfkrieges aus.
2020   Wetterbedingt ist auch in der vergangenen Session  der Karnevalszug in Wiesdorf im wahren Wortsinn abgeblasen worden.

„Ein Teil der Zugteilnehmer haben sich daraufhin dem Opladener Rosenmontagszug angeschlossen“, merkt der 83-Jährige zur abgelaufene Session an. „Diese Ereignisse sind zwar nicht mit der heutigen, weltweiten Pandemie zu vergleichen. Sie zeigen uns aber, wenn die Vernunft im Vordergrund steht, dass unser rheinisches Brauchtum diese Pandemie überlebt.“

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