Klezmermusik in Leverkusen Crazy Freilach stellen neues Album vor

Leverkusen · Die Leverkusener Band bietet auf „Masa“ Klezmermusik mit Melodien und Grooves aus dem Mittelmeerraum.

 Am 3. Mai sind Crazy Freilach in der Friedenskirche zu sehen und hören.

Am 3. Mai sind Crazy Freilach in der Friedenskirche zu sehen und hören.

Foto: Crazy Freilach

Vielleicht hätten sie diese besondere Form der Musik gar nicht für sich entdeckt, wäre Jürgen Ohrem vor fast 20 Jahren nicht so mutig gewesen, den Klarinettisten Giora Feidman nach einem Konzert anzusprechen und um einen Workshop in der Leverkusener Musikschule zu bitten, vermutet Simon Boos. Das jedenfalls war die Initialzündung und seitdem sind etliche Musikschüler absolut begeistert von der Klezmermusik, die längst ein Markenzeichen der städtischen Einrichtung ist.

Immerhin sind dort schon fünf Generationen von Klezmer-Ensembles herangewachsen, die regelmäßig bei diversen Veranstaltungen in der Stadt und mehreren Israel-Reisen aufgetreten sind. Auch der Klarinettist Simon Boos ist auf diesem Wege mit der ausdrucksstarken Musikkultur der osteuropäischen Juden in Berührung gekommen, in der dritten Generation ebenso wie Sängerin Jeannine Engelen und Kontrabassist Daniel Hessel, der in der Medienbranche tätig ist. Als Trio haben sie zunächst begonnen, seit einigen Jahren bilden sie mit Geigerin Emma Friman und Gitarrist Julian Hilgert ein Quintett, das unter dem Namen „Crazy Freilach“ längst über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist.

Im vergangenen Sommer hat das Ensemble in den Bonner Hansahaus-Studios das Album „Masa“ aufgenommen, das sie nun veröffentlichen und am 3. Mai bei einem Konzert in der Friedenskirche öffentlich vorstellen. Neben Appetithäppchen von der frischen CD wird die Gruppe an diesem Abend noch weitere Facetten des Klezmer präsentieren, verspricht Simon Boos.

Denn längst haben sie das klassische Klezmer-Repertoire erweitert um neue Klänge und musikalische Wege. Virtuose Elemente sind ebenso hinzugekommen wie Improvisation, Melodien aus dem Mittelmeerraum oder lockere Beats und Grooves. Mit ihren Arrangements heben sie die Klezmermusik aus der Folklore-Schublade auf ein anderes Level. Ohne jedoch die jiddischen Lieder zu vernachlässigen und die israelischen Neukompositionen, mit denen die Stimme von Jeannine Engelen die Zuhörer in eine fremde Welt entführt.

Der CD-Titel „Masa“ bedeutet Reise, erklärt Boos. Dazu wollen sie ihre Zuhörer mitnehmen in unterschiedliche Stilrichtungen des Klezmer, die aus allen möglichen Regionen stammen. Der Klarinettist vergleicht das mit einem Gulasch aus vielen Zutaten, nicht nur aus Osteuropa und vom Balkan, sondern auch aus Zentral- und Mittelamerika.

Da alle Mitglieder in unterschiedlichen Berufen tätig sind, trifft man sich einmal im Monat am Wochenende zum Proben. Crazy Freilach wird zu Ausstellungseröffnungen und Firmenfeiern gebucht, spielt häufig auf Hochzeiten, Geburtstagen und natürlich an den Holocaust-Gedenktagen. Seit dem vergangenen Jahr gibt es eine Kooperation mit der Philharmonie Köln, zunächst mit dem Schwerpunkt Babykonzerte.

Sechs davon haben sie in unterschiedlichen Stadtteilen gespielt und nun hat sich daraus ein neues Projekt ergeben. Zusammen mit einer Autorin bereiten sie eine Geschichte für Schulkinder bis 13 Jahre vor, die im September im großen Saal der Philharmonie aufgeführt werden soll. Ein Folgeprojekt für das nächste Jahr ist auch schon in Planung, verrät Simon Boos.

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