Super-Kunststoff basiert auf Treibhausgas Covestro setzt auf CO2 als Rohstoff

Leverkusen · Der Konzern sucht Rohstoff-Alternativen zum Erdöl. Kohlendioxid dient schon als Rohstoff für Schaumstoffe und soll noch mehr können.

 C wie CO2. Und wie Covestro. Die einstige Bayer-Tochter, mittlerweile selbst Dax-Konzern, will das Treibhausgas auch für weitere Anwendungen als Rohstoff nutzen.

C wie CO2. Und wie Covestro. Die einstige Bayer-Tochter, mittlerweile selbst Dax-Konzern, will das Treibhausgas auch für weitere Anwendungen als Rohstoff nutzen.

Foto: Uwe Miserius/uwe Miserius

Der Dax macht Markus Steilemann seit ein paar Wochen keine Freude mehr. „Weltweit herrscht eine tiefe Verunsicherung an den Kapitalmärkten“, sagt der Chef von Covestro. Auch die Aktie des Konzerns, noch ein Neuling im Dax, machte zuletzt keine gute Figur auf dem Parkett, der Kurs ging spürbar runter, Analysten spekulierten laut, ob und wann die Aktie wohl ein Comeback hinlegen werde.

Steilemann jedenfalls glaubt an das Börsenpapier, aber vor allem glaubt er an Covestro. Mittel- und langfristig prophezeit er ein starkes Wachstum der Märkte, auf denen Covestro zu Hause ist, und somit auch mitwächst. „Die Menschen wollen leichtere Autos fahren, wir unterstützen bei der Herstellung leichteren Materialien; energieeffiziente Gebäude sind gefragt, wir liefern auch dafür Material.“ Trotz des ganzen Lärms, der derzeit gerade  zur Autoindustrie herrsche, müsse man auf die Musik dahinter hören. „Und danach sind die Wachstumstrends nach wie vor  in Takt.“

Einer der Trends für Covestro ist das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) als Rohstofflieferant. Mit bestimmten Technologie lässt sich aus CO2 ein Rohstoff für die Weichschaumherstellung machen, etwa zur Produktion von Matratzen. In Dormagen steht eine Anlage, die pro Jahr 5000 Tonnen herstellen kann. Derzeit kommen Matratzen mit CO2-Schaumstoff auf den Markt.

Seit vergangenem Jahr nutzt Covestro auch Anilin auf Basis von Biomasse zur Kunststoffherstellung, derzeit allerdings noch im Labor. Das Unternehmen sucht neue Wege in Sachen Rohstoffe für ihre Produkte, Alternativen zum fossilen Rohstoff Erdöl. Unter anderem in Zusammenarbeit mit Forschern der RWTH Aachen. Laut dem Covestro-Chef tun sich da hochattraktive neue Entwicklungsmöglichkeiten auf.

„Wir wollen die Natur besser nachahmen“, erläutert Steilemann und nennt ein Beispiel: „Wenn derzeit die Blätter fallen, dann werden sie von der Natur zerlegt und im Grunde wird daraus wieder etwas Neues aufgebaut. Diese Kreislaufwirtschaft  lässt sich auch auf unsere Industrie anwenden, eben auf CO2, das zerlegt wieder zu etwas Neuem wird. Jüngstes Ergebnis: Covestro kündigte kürzlich einen „Superkunststoff“ an, eben auf CO2-Basis, von dem Markus Steilemann geradezu schwärmt: „Der hat eine hohe Chemikalien- und Hitze-Resistenz.“ Und: „Da kommt eine ganz andere Ökobilanz zustande:“

 Ob Markus Steilemann über solche Entwicklungen auch noch mit seinem Vorgänger Patrick Thomas, in dessen Konzernführungszeit die „Dream Production“, die Idee zum CO2-basierten Matratzen-Schaumstoff, entstand, spricht?

Fakt ist: „Patrick Thomas und ich telefonieren regelmäßig miteinander. Zum einen, weil er eine sehr inspirierende Persönlichkeit ist“, erzählt Markus Steilemann und ergänzt: „Zum anderen, weil er eine enorme Rolle in der Kunststoffindustrie spielt. Mit ihm tauscht man sich da ebenso aus wie mit anderen wichtigen Spielern in der Branche auch.“

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