Fall in Leverkusen Corona-Verdacht im Chempark

Leverkusen · Mitarbeiterin auf Isolierstation gebracht. Klinikum bereitet sich auf weitere Infektionsfälle vor. Bayer streicht Reisen.

 In Leverkusen gibt es einen weiteren Corona-Verdachtsfall im Chempark. Die betroffene Mitarbeiterin wurde ins Klinikum gebracht. (Unser Foto zeigt einen Chempark-Rettungswagen am Klinikum bei früherer Gelegenheit).

In Leverkusen gibt es einen weiteren Corona-Verdachtsfall im Chempark. Die betroffene Mitarbeiterin wurde ins Klinikum gebracht. (Unser Foto zeigt einen Chempark-Rettungswagen am Klinikum bei früherer Gelegenheit).

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Das Coronavirus ist in Nordrhein-Westfalen und womöglich auch in Leverkusen angekommen. Wie die Stadtverwaltung bestätigte, gibt es einen weiteren Verdachtsfall in der Chemiestadt. Demnach handelt es sich um eine Mitarbeiterin im Chempark. Die Frau zeigte offenbar Symptome und wurde am Mittwochvormittag aus der sogenannten Polyklinik des Chemparks, einer betriebsärztlichen Ambulanz, mit dem Krankenwagen als Infektionstransport zur Isolation und weiteren Untersuchung ins Klinikum gebracht.

Es ist  bereits der zweite Verdachtsfall in Leverkusen. Ende Januar war ein zweijähriges Kind auf die Isolierstation des Klinikums verlegt worden. Der Verdacht bestätigte sich aber nicht. Es wurde lediglich eine Grippe festgestellt. Die Eltern waren mit dem Kind zur Notaufnahme des Klinikums gefahren, nachdem es starke Grippesymptome gezeigt hatte. Der Corona-Verdacht war auch insofern begründet, als dass die Familie erst kürzlich von einer China-Reise zurückgekehrt war.

„Nach unseren Informationen geht es der Frau gut“, sagt Currenta-Sprecher Timo Krupp zu dem aktuellen Fall. Sie hatte sich am Mittwoch bei den Betriebsärzten des Chemparks gemeldet, die den Verdachtsfall als solchen einstuften und umgehend reagierten. Die Frau wird nun auf das Corona-Virus untersucht. Mit einem Ergebnis rechnet Kliniksprecherin Sandra Samper nicht vor Donnerstag. Die Laboruntersuchung werde  auf dem Klinikgelände selbst in Zusammenarbeit mit dem Labor-Partner „Synlab“ vorgenommen.

Das Krankenhaus besitzt seit drei Jahren eine modern ausgestattete Infektionsstation –  mit zwölf mittleren Isolierbetten der Kategorie B plus, wie sie für so genannte Corvid-19-Patienten benötigt werden. Insgesamt stehen acht Isolierzimmer zur Verfügung. Da das Coronavirus durch Tröpfchen übertragen wird, könnten auch herkömmliche Krankenzimmer ohne größeren Aufwand in Isolierzimmer umfunktioniert werden, sagt Samper. Kapazitätserweiterungen wären also schnell möglich. Am Mittwochmorgen hatten sich Vertreter der Fachbereiche des Klinikums über das weitere Vorgehen besprochen. „Wir tauschen uns auch mit anderen  Kliniken aus“, so die Sprecherin. Vor einer „Krisensitzung“ wollte Samper nicht reden. „Es gibt keine Krise, sondern lediglich einen Verdachtsfall.“

Wie Stadt-Sprecherin Julia Trick berichtet, hat die Stadtverwaltung einen Lenkungsausschuss eingerichtet, „der in kurzen und regelmäßigen Abständen tagt“. Darin sitzen Dezernenten der Verwaltung, Vertreter der Feuerwehr und Mitarbeiter des Gesundheitsamtes. Auch ein Vertreter des Chemparks ist dabei. Ein Krisenstab werde erst bei einem bestätigten Corona-Fall einberufen. Womöglich würden – je nach Bedarf – andere Mitglieder hinzugerufen, wie beispielsweise Vertreter des Fachbereichs Kitas und Schulen.

Sollte sich der Verdachtsfall bestätigen, käme auf das Gesundheitsamt die wichtige Aufgabe der Nachverfolgung der Kontaktpersonen zu. Es müssten also die Menschen ermittelt werden, die in engem Kontakt mit dem oder der Erkrankten stehen und weitere Maßnahme zu veranlassen, das kann eine mögliche Isolation sein.

 Wie Currenta-Sprecher Timo Krupp erklärte, habe man bereits vor einigen Wochen im Zuge des Ausbruchs der Krankheit in Asien Informationen mit Handlungsanweisungen an die Mitarbeiter herausgegeben. Nach Bekanntwerden des Verdachtsfalls prüft Currenta aktuell Möglichkeiten, dass Mitarbeiter im Home-Office tätig werden und  das Betriebsgelände nicht betreten müssen. 32.000 Beschäftigte sind auf dem Werksgelände tätig. Gearbeitet wird in bis zu fünf Schichten.

Bei Bayer in Leverkusen verfolgt man die Entwicklungen ebenfalls genau und gibt Mitarbeitern Verhaltenstipps an die Hand. Derzeit werden keine Mitarbeiter in betroffene Corona-Gebiete wie etwa nach Asien geflogen. „Die Reisetätigkeit ist faktisch zum Erliegen gekommen“, sagt Sprecher Hans-Bernd Schmitz. Zwar gebe es kein explizites Reiseverbot, „aber wir prüfen sehr genau die Notwendigkeit. Es müsste schon einen triftigen Grund geben“. So seien beispielsweise in der vergangenen Woche fünf Buchungen über das interne System in Absprache mit den Vorgesetzten storniert worden.

Bayer beschäftigt in Asien rund 9500  Menschen — im wesentlichen arbeiten diese in Peking und rund um Shanghai. Die Produktion laufe weiterhin gut, vor allem im Pharmabereich. Die Patientenversorgung sei sichergestellt, sagte Schmitz. Mitarbeiter, die aufgrund lokal ausgesprochener Arbeitsverbote von zu Hause aus gearbeitet hätten, seien größtenteils wieder in ihre Büros zurückgekehrt. Auch die Standorte in Norditalien seien nicht betroffen.

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