Analyse Corona-Krise: Leverkusen kam bisher gut davon
Leverkusen · Das Virus ist zumindest in Deutschland auf dem Rückzug. Für eine Entwarnung ist es zu früh, nicht aber für eine Zwischenbilanz. Sie zeigt: Leverkusen ist gut weggekommen. Die finanziellen Folgen sind allerdings noch nicht absehbar.
Die amtlich gemeldeten Zahlen sind weiter rückläufig. Am Freitag waren es noch sieben aktuell Erkrankte in der Chemiestadt, bei 163.000 Einwohnern eine verschwindend geringe Zahl. Fünf Tote fallen jedoch schwer ins Gewicht. Doch auch diese Zahl ist nicht hoch. Zum Vergleich: In Solingen, eine von der Einwohnerzahl etwa gleichgroße Stadt, starben acht Menschen, in Herne zwei, in Paderborn 33.
Szenario Größere Ausbruchsherde in Altenheimen, Kitas oder Schulen gab es bisher nicht. Die Kliniken sind nicht mehr mit Corona-Patienten besetzt. Betten-Engpässe gab es zu keinem Zeitpunkt. Beim Lockdown war Leverkusen vielfach Vorreiter, sowohl beim Kontaktverbot als auch bei der Maskenpflicht. Nun folgt die Phase der schrittweisen Lockerung.
Das Krisenmanagement von Oberbürgermeister Uwe Richrath und seiner Dezernenten - im Krisenstab flankiert von den Experten des Klinikums, der Feuerwehr und des Rettungsdienstes - wirkte jederzeit souverän. Das schnelle Umschalten auf Massentests in Containern am Klinikum und im „Drive In“ am alten Schlebuscher Freibad entlastete die niedergelassenen Ärzte.
Die finanziellen Folgen sind noch nicht absehbar. Es werden am Jahresende zweistellige Millionensummen fehlen, teilte Stadtfinanzchef Markus Märtens mit. Der Stadt fehlen etwa die April-Beiträge für Kindertagesstätten und Offene Ganztagsschulen in Höhe von 1,1 Millionen Euro (das Land will davon 50 Prozent erstatten) und beispielsweise die Einnahmen aus der deutlich zurückgegangenen Zahl an Parkknöllchen. Es fließen weniger Gewerbe- und Einkommenssteuern. Zusätzlich steigen die Belastungen etwa durch die Kosten für die Schutzausrüstungen.
Auch bei den städtischen Tochterunternehmen werden schlechtere Finanzergebnisse erwartet. Den Kultur- und Sportbereichen fehlen schlicht die Einnahmen, weil alle Veranstaltungen ausfallen oder Einrichtungen wie die Bäder geschlossen sind. Durch die Krise könnten – pauschal und grob gerechnet – die Gewerbesteuereinnahmen in Leverkusen um 13,5 Millionen Euro sinken, wenn man die bundesweit geltende Prognose der Bundesregierung und andere Einschätzungen umrechnet.
Kriminalität Die Polizei hat nach mehr als acht Wochen im Krisenmodus die Weichen für eine vorsichtige Normalisierung des Dienstbetriebs gestellt. Nachdem in den Wochen des Lockdowns die Verkehrsunfallzahlen sowie die Kriminalität stark zurückgegangen waren, zeichnet sich mit den Lockerungen bereits ein Anstieg der Einsätze ab: Der leitende Polizeidirektor Martin Lotz beziffert es genauer: „In den vergangenen Wochen hatten wir bis zu 30 Prozent weniger Einsätze, als in Zeiten vor der Pandemie.“ Das habe sich aber mit den Lockerungen der Coronaschutzverordnung geändert: Versammlungen fänden wieder statt, mehr Menschen seien unterwegs. „Wir liegen jetzt nur noch fünf bis zehn Prozent unter dem ursprünglichen Einsatzniveau.“
Es habe insbesondere weniger Wohnungseinbrüche, Raubstraftaten und Taschendiebstähle gegeben. Die Fallzahlen hatten sich zwischenzeitlich zum Teil halbiert. Doch auch hier steigen sie wieder an.
Positive Aspekte Die Pandemie wird nach Einschätzung von Beobachtern die Digitalisierung beschleunigen – in den Schulen, aber auch in den Unternehmen und der Verwaltung. Möglichkeiten des Homeoffice wurden notgedrungen vermehrt ausprobiert und erwiesen sich teilweise als praktikabel. Das wiederum könnte auf Sicht auch die Verkehrswege in und um Leverkusen entlasten.