Leverkusen "Coro l'arte del mondo": Konzert auf hohem Niveau

Leverkusen · Ein Klangnebel füllt den Raum - erst verhalten und leise, entwickelt er sich zu einem weichen, angenehmen Forte, das die Zuhörer zu streicheln scheint. Wie der Blick in ein Kaleidoskop, so verändern sich hier die Harmonien. Sie changieren und vermitteln eine ungeahnte Dimension. Als Surround-Erlebnis hat Morten Lauridsen in seiner achtstimmigen Chormotette das Geheimnis der Menschwerdung Christi "O Magnum Mysterium" angelegt. Der Kammerchor "l'arte del mondo" eröffnete mit diesem eindrucksvollen zeitgenössischen Werk ein wundervolles Konzert in der evangelischen Friedenskirche, und jagte den Zuhörern - darunter viele Sänger aus diversen Chören der Stadt - die ersten wohligen Schauer über den Rücken.

Leiter Werner Ehrhardt ist mit seinem gleichnamigen exquisiten Kammerorchester längst über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Hat mit namhaften Solisten wie Daniel Hope außergewöhnliche Interpretationen entwickelt und hat bei durchaus gewagten neuen Konzepten immer sicheres Gespür für die Wirkung der Musik bewiesen. Das Programm dieses Konzertes mit Chormusik aus drei Jahrhunderten war dagegen geradezu traditionell gestrickt, dargeboten allerdings auf bemerkenswertem Niveau.

Dazu gehört eine der Motetten Johann Sebastian Bachs, die hohe Ansprüche an die Sänger stellen, weil sie die wichtigsten Anforderungen vereinen: runden Choralgesang, lockere Koloraturen, rhythmische Präzision, eine klar strukturierte Fuge, Dramatik und sanften Zuspruch. Genau das vereinte der "Coro l'arte del mondo" mit 16 Sängern. Er vermittelte bei der fünfstimmigen "Jesu meine Freude" eine überlegene Leichtigkeit mit warmem, rundem Altsound und schlanken Sopranstimmen, die mühelos und ohne jeden Druck in die Höchstlagen griffen. Der Bass hätte aus Balance-Gründen um eine Stimme stärker sein können.

Ehrhardt entschied sich gegen eine Aufführung a cappella und setzte, wie vermutlich auch Bach, auf die Sicherheit eines Cembalo-Continuos. Das spielte Chormitglied Markus Sauerland, der den Sängern eine kleine Verschnaufpause verschaffte mit Bachs Choralvorspiel "Herr Jesu Christ, dich zu uns wend". Ein zweites Mal durften sie sich hinsetzen, als Martin Sanders aus dem Chor auf die Orgelbank wechselte zum Mendelssohn-Präludium G-Dur op. 37. Zuvor hatte "l'arte del mondo" eine achtstimmige Motette von Felix Mendelssohn-Bartholdy a cappella gesungen - ebenso ein Standardwerk für Chöre wie Regers Nachtlied als Zugabe nach einem feinen Konzert.

Höchste Dramatik auf engstem Raum und dazu präzise slawische Rhythmik, so setzte man "Jesus und die Krämer" in der Vertonung von Zoltan Kodály in Szene, bevor es nochmals mystisch wurde. Dieses Mal ging es um die Wandlung "O sacrum convivium" in der Klanglichkeit von Olivier Messiaen. Und schließlich noch ein anglikanischer Evensong: eine Motette von Charles Villiers Stanford.

(mkl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort