Leverkusen Containerdorf: Anwohner sind sauer auf Stadt

Leverkusen · Die Stadt will in Schlebusch ein Containerdorf für Flüchtlinge aufstellen. Bei Anwohnern der Von-Diergardt-Straß regt sich allerdings Widerstand - gegen die Stadt, weil die Anwohner nicht ins Thema einbezogen worden seien.

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Foto: dpa, jst fdt

Claudia Cosmo hat für die Nachbarn an der Von-Diergardt-Straße die Initiative ergriffen. "Direkt hinter unseren Grundstücken plant die Stadt, Container für die Unterbringung von über 100 Asylanten aufzustellen. Es ist ein sehr kleines Terrain in unmittelbarer Nähe zum Sportplatz und zum Freiherr-vom-Stein-Gymnasium", fasst die Schlebuscherin die Ausgangslage zusammen. "So würden die Container mitten hinein gequetscht, was auch für die zukünftigen Bewohner sehr beengend wäre."

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Sie und ihre Nachbarn seien nicht gegen die Aufnahme von Flüchtlingen, "auch wenn einem das schnell vorgeworfen wird, wenn sich Widerstand regt", sagt die 41-Jährige: "Natürlich muss diesen Menschen geholfen werden. Uns geht es aber um etwas anderes." Nämlich um die Vorgehensweise von Politik und Verwaltung. "Warum informiert uns niemand von der Stadt darüber. Warum kommt die Stadt nicht vorher auf uns zu und bespricht die Lage mit uns?", fragt sie. Als die Nachbarn dort zum Thema anfragten, "haben wir zur Antwort bekommen: Das können Sie dann in der Zeitung lesen." Auch die Politiker hätten vorab keinen Kontakt zu den Anwohnern gesucht, um deren Belange mit in ihre Entscheidungen einzubeziehen.

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"Nachdem die Container vor 20 Jahren schon mal hier waren, sind Bäume gewachsen, die für uns zu einem natürlichen Sichtschutz geworden sind", berichtet die Schlebuscherin. Jetzt hätten die Nachbarn Sorge, dass die Stadt wegen des Containerdorfs die Bäume abholzt - "ohne uns mit ins Boot zu nehmen", betont Cosmo. Die Nachbarn vermissen einen Ansprechpartner bei der Stadt oder aus der Politik, der alle Ansichten aus den Ämtern und politischen Lagern bündelt und darüber Auskunft geben kann. Zum Beispiel über eine weitere Frage, die die Anwohner sich stellen: "Warum greift die Stadt nicht auf das seit zwei Jahren geschlossene Freibad Auermühle zurück, ein riesiges Areal mit vollständiger Infrastruktur?"

Auf dem Gelände gebe es intakte Waschräume und Grünflächen. Auf dem kleineren Platz "Auf dem Bühl" hinter den Anwohnerhäusern an der Von-Diergardt-Straße gebe es zwar auch Anschlüsse noch aus der Zeit vor 20 Jahren," aber es war damals schon sichtbar, dass unser Areal nicht geeignet für eine Aufnahme von Asylanten ist". Claudia Cosmo betont: "Wir hätten uns einen Dialog mit Stadt und Politik gewünscht."

Der soll noch kommen, verspricht Sozialdezernent Markus Märtens. Das städtische Papier zu dem Thema Flüchtlingsunterbringung ist eine so genannte Grundsatzvorlage. Die Stadt halte am "Leverkusener Modell", also der Unterbringung von Flüchtlingen in Wohnhäusern, fest. Für die steigende Zahl an Flüchtlingen reiche das aber nicht aus. Deshalb habe die Stadt im Vorfeld mehr als 40 Standorte untersucht, von denen vier in die engere Auswahl kamen. "Letztlich haben wir uns vor allem wegen den vorhandenen- Ver- und Entsorgungsleitungen für den "Bühl" entschieden, berichtet Märtens.

"Im Gegensatz zu diesem Grundstück verfügt der Parkplatz des Freibades Auermühle nicht über entsprechende Ver- und Entsorgungsleitungen. Zudem befindet sich das Grundstück in Teilflächen im Überschwemmungsgebiet der Dhünn, es handelt sich um einen Gewässerentwicklungsraum", merkt er an.

Das städtische Papier steht morgen auf der Sitzungs-Tagesordnung der Bezirksvertretung III, nächste Woche auf der des Finanzausschusses und am 29. September auf der des Rates. In der Von-Diergardt-Straße überlegen die Nachbarn, ob sie Rederecht im Rat beantragen werden. "Die Stadt hätte früher auf uns zukommen sollen, und nicht erst dann, wenn alles schon in der Beratung ist", sagt Claudia Cosmo. "Wir wollen keinen Streit, sondern eine Perspektive, wo man sich einbringen kann. Vielleicht gibt es in diese Richtung ein Umdenken in Politik und Verwaltung."

(RP)
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