Leverkusen Christen und Muslime im Oratorium vereint

Leverkusen · Die Uraufführung des christlich-muslimischen Oratoriums von Betin Güne erfüllten die Erwartungen der interessierten Hörer.

 Leverkusener und Krefelder Sänger ergänzten sich jetzt bei der Uraufführung in der Christuskirche.

Leverkusener und Krefelder Sänger ergänzten sich jetzt bei der Uraufführung in der Christuskirche.

Foto: Uwe Miserius

An Uraufführungen ist das Leverkusener Publikum des Turkish Chamber Orchestras eigentlich gewöhnt. Denn der künstlerische Leiter Betin Güne ist ein ausgesprochen fleißiger Komponist. Dennoch waren die Erwartungen wohl nie so groß wie vor dem Konzert am Samstag. Wie mag ein christlich-muslimisches Oratorium zur Geschichte von der Geburt Jesu klingen? Zumal in einer Kombination aus alter und neuer Musik? Die Antwort gaben der Komponist, sein Orchester sowie die Krefelder Sänger des Dionysos Chores und der Kantorei der Friedenskirche bei der Uraufführung in der Leverkusener Christuskirche.

Hier ist die Probenheimat des Orchesters, und der gastgebende Pfarrer Dr. Detlev Prößdorf hat außerdem vier Texte zu dem neuen Werk beigesteuert. Unter anderem den für den Schlusschor, der sich wie ein Fazit dieser ganzen interkulturellen und interreligiösen Unternehmung liest: "Legt beiseite Hass und Zwietracht, schenkt der Liebe Gottes Raum. Ist ergriffen kindlich Menschsein, wird geboren Gottes Traum." Mit kräftigen Stimmen und mehrfachen Wiederholungen gaben die Sänger diese Botschaft als gemeinsamen Nenner der Religionen mit nach Hause.

Für den christlichen Teil seines Werkes "Und er sprach..." berief sich Betin Güne auf das bekannteste und beliebteste christliche Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach. Er wählte Chöre, Rezitative und Arien aus dem ersten Teil im Original und schuf jeweils instrumentale Überleitungen vom Stil des Barock zu seiner eigenen Musiksprache, die sich nicht nur auf orientalische Elemente besinnt, sondern die Inspirationsquellen weltweit öffnet.

Da klingen manche Hörgewohnheiten an von spanischer Habanera bis Samba-Rhythmik, vom schlichten Choral bis zu hollywood-tauglichem Filmsound. Diese Intermezzi sind besonders nuancenreich, während sich die Chorpassagen eng an die eindringliche Deklamation von Koran-Textstellen zu Jesu Geburt und Worten von Hureyre Kam binden. Wie die Choristen hatte auch das Solistenquartett zwischen den Stilen hin- und herzuspringen.

Die Bachchoräle ließ Güne betont langsam und mit vielen Pausen wirken. Die großen Chöre wie "Jauchzet, frohlocket", "Herrscher des Himmels" oder "Ehre sei Gott" klangen schon wegen der ungewöhnlichen Orchesterbesetzung ein wenig anders als gewohnt. Stärker fiel das bei den Bach-Rezitativen ins Gewicht. Da spielten Harfe oder Güne am Klavier Continuo und Tenor Laçin Modiri deklamierte als Evangelist deutlich anders als gewohnt.

Genau wie er hat auch der voll klingende Bariton Günes Gürle in der Türkei Musik studiert. Frauen-Soli waren mit jungen deutschen Sängerinnen besetzt. Schlank und wendig sang Altistin Ava Gesell. Sopranistin Jana Marie Gropp hatte vor allem in der neuen Musik zu tun mit schönen melodischen Linien in der Rolle der Maria oder des Jesuskindes.

(mkl)
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