Leverkusen Chempark: Energiewende behindert Kraftwerksbau

Leverkusen · Die Verträge für das Gas- und Dampfkraftwerk im Chempark sind unterschrieben. Ob die Anlage von Repower nach Wiesdorf kommt, ist aber noch nicht sicher.

 Das Grün wuchert schon ein wenig um das alte Kraftwerk im Chempark. Der Gebäudekomplex wird demnächst für Repower abgerissen.

Das Grün wuchert schon ein wenig um das alte Kraftwerk im Chempark. Der Gebäudekomplex wird demnächst für Repower abgerissen.

Foto: uwe Miserius

Die Tinte ist erst seit kurzem trocken unter den drei Verträgen, die das Gas- und Dampf-Kraftwerk-(GuD)-Projekt des Schweizer Unternehmens Repower im Leverkusener Chempark ein ganzes Stück näher bringen sollen. In der vergangenen Woche unterzeichneten die Schweizer Firma und der Immobiliendienstleister Bayer Real Estate den Grundstückskaufvertrag für das Kraftwerksgelände im Gebäude-Block X. Chemparkbetreiber Currenta, Real Estate und Repower unterschrieben den Ansiedlungsvertrag. Zudem vereinbarten Real Estate und Currenta noch die Vorbereitung des Bauplatzes.

Das heißt: "Wir machen das Grundstück für das Kraftwerk von Repower frei, beginnen noch in diesem Jahr, spätestens Anfang nächsten Jahres den Abriss des alten Kraftwerks, das noch auf dem Areal steht", erläuterte Currenta-Sprecher Mark Mätschke gestern. Die Anlage sei seit langem außer Betrieb. Der Leverkusener Chempark werde aktuell von einem Kraftwerk in Block G versorgt, das mit Kohle oder Dampf betrieben werden könne, teils werde Strom zugekauft.

Die Weichen für Repower seien gestellt, sagte auch Chempark-Leiter Dr. Ernst Gigat am Dienstagabend in einem Pressegespräch. Das heiße aber noch nicht, dass Repower auch tatsächlich in Leverkusen bauen werde, schränkte er ein. Der Grund: die Energiepolitik in Deutschland. "Die Planbarkeit ist für Repower nicht hoch genug, dass die Schweizer sofort sagen, sie wollen kommen", sagte Grigat.

Mätschke ging gestern ins Detail: Seit Currenta und Repower ihre Kraftwerksgespräche begonnen haben, hätten sich die politischen Rahmenbedingungen komplett geändert, mittlerweile würden regenerative Energien etwa aus Wind und Sonne bevorzugt ins Netz eingespeist. Durch diesen Vorzug würden GuDs in ihrer Jahresproduktion reglementiert. Weniger Produktion heiße weniger Gewinn "bei gleichen Fixkosten. Wenn die Zeit im Jahr, in der produziert werden kann, ein gewisses Minimum unterschreitet, dann kommt die Frage auf: Rechnet sich das überhaupt für den Kraftwerksbetreiber", erläuterte Mätschke.

Dr. Daniel Fritsche, zuständiger Projektleiter bei Repower, bestätigte: "Solche Projekte werden für Kraftwerksbetreiber wie uns immer schwieriger umzusetzen. Die Politik schafft zum Einen keine Rahmenbedingungen, die solche Investitionen zulassen, zum Anderen auch nicht die Sicherheit dafür, dass die Kraftwerke lange betrieben werden können."

Dennoch geht neben Currenta (Grigat: "Wir sind derzeit davon überzeugt, dass Repower kommt") auch das Schweizer Unternehmen "aktuell davon aus, dass wir nach Leverkusen kommen", betonte Fritsche. Ein letzter Entscheid sei das aber noch nicht. Derzeit werde mit Hochdruck und Herzblut daran gearbeitet die Anlage etwa mit Lieferanten zu planen. Weil die Vergabeverhandlungen noch liefen, sei vieles noch sehr vage, unter anderem die Investitionskosten. "Die Planungen der Anlage werde noch bis in den Herbst nächsten Jahres dauern. Ab dann können Planungen für den Bau beginnen. Unser derzeitiges Ziel ist die Inbetriebnahme im Jahr 2016."

Deutschland sei für Repower ein Schlüsselmarkt, die Firma sei hier bereits aktiv. "Aber der Energiemarkt ist derzeit schwer einzuschätzen", betonte Fritsche. Ähnlich hatte das auch Grigat formuliert.

(RP/rl)
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