ChemCologne-Treffen Die Chemieregion am Rhein muss umdenken

Leverkusen · Das Niedrigwasser des Rheins liegt ein Jahr zurück. Industrie und Politik sind in der Findungsphase. Beratung im Baykomm.

 Im Juli traf sich Bundesminister Andreas Scheuer mit Konzernchefs, darunter Manager von Lanxess und Covestro, zum Thema Niedrigewasser.

Im Juli traf sich Bundesminister Andreas Scheuer mit Konzernchefs, darunter Manager von Lanxess und Covestro, zum Thema Niedrigewasser.

Foto: Mark Mätschke

Konferenzen über Konferenzen, schleichende Umsetzung und ein überreguliertes Beschlusssystem. Deutsche Politik wird nicht selten mit diesen Begriffen assoziiert. Der Weg von der Theorie in die Praxis ist oft schwer und vor allem langsam.

Im „ChemCologne Chemie-Forum“ wurde am Freitag viel diskutiert. Über Herausforderungen, die der Wasserstand des Rheins mit sich bringt, die daraus resultierenden Logistikprobleme, mögliche Lösungen und Alternativen. Geladen hatte das Netzwerk Entscheidungsträger aus angeschlossenen Unternehmen – unter anderem etwa Covestro-Chef Markus Steilmann –, Politik und Verbänden. Eines hatten alle Redner beim Termin gemeinsam: den Wunsch nach Taten.

„Wir können gar nicht schnell genug sein“, betont der Vorstandsvorsitzende des Duisburger Hafens Erich Staake. Auch Norbert Salomon, Abteilungsleiter für Wasserstraßen im Bundesministerium, spricht in seinem Vortrag von einem „Umsetzungsdefizit“. Aber: Was gilt es überhaupt umzusetzen?

Als Reaktion auf die Niedrigwasser-Problematik im Spätsommer vergangenen Jahres stellte Verkehrsminister Andreas Scheuer in Zusammenarbeit mit einigen Industrievertretern den „8-Punkte-Plan“ auf. Dessen Ziel: die Sicherstellung zuverlässiger Transportbedingungen auf dem Rhein. „Der Plan beinhaltet viele gute Ideen und Ansätze, auf die wir bauen können und müssen“, sagt Salomon.

Er macht darauf aufmerksam, dass als Anpassung an den Klimawandel und den Wasserstand des Rheins, wasserbauliche Maßnahmen wie Speicherlösungen oder Begradigungen in Betracht gezogen werden müssen. Diese müssten jedoch zuerst ausreichend geprüft werden, um Akzeptanz in der Bevölkerung zu finden. Erich Staake sieht in den langen Prüfungszeiten das Problem und appelliert: „Wir müssen sofort Alternativen zu Binnenschiffen bereitstellen. Eine davon ist der Ausbau des Schienen- und Güterverkehrs.“ Der weltgrößte Binnenhafen in Duisburg ist Paradebeispiel für die Zuglogistik. Neben 20.000 Schiffen werden am „duisport“ jährlich 25.000 Züge abgefertigt.

Dem Ausbau der Schienenverkehrs steht Unternehmer Christian Rodde kritisch gegenüber. Der Logistikleiter der Firma Ineos erläutert: „Der Güterverkehr wird den Schiffsverkehr niemals ersetzen können. Auf Rädern transportiert es sich zu langsam.“

Er und sein Unternehmen haben die Folgen der Niedrigwasser-Krise des Rheins ebenso wie der Leverkusener Werkstoffhersteller Covestro bis Jahresende 2018 gespürt. „Wir mussten umdenken. Teilweise haben wir uns zweimal täglich zu einem Krisenmanagement getroffen.“ Durch erweiterte Wasserstandsvorhersagen und ein durchdachtes Flottenmanagement könne man Niedrigwasser nun besser „planen“.

„Früher war der eigene Einkauf der Segen. Jetzt haben wir gelernt, dass es nur im Schulterschluss funktioniert“, schlussfolgert Erich Staake.

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