Leverkusen Chef hilft Azubi auf die Karriereleiter

Leverkusen · Für Jugendliche ohne Schulabschluss ist es oft unmöglich, einen Ausbildungsplatz zu finden. Und doch gibt es Ausnahmen, die zeigen, dass auch lernschwache junge Menschen eine Chance verdienen - und sie nutzen.

 Malermeister Eduard Thut hat Marcel Palm eine Chance auf eine Ausbildung gegeben - auch wenn der junge Leverkusener keinen Schulabschluss hatte. Jetzt steht die Abschlussprüfung an - in den vergangenen drei Jahren hat Marcel sich als fleißiger, wissbegieriger Nachwuchsanstreicher bewiesen.

Malermeister Eduard Thut hat Marcel Palm eine Chance auf eine Ausbildung gegeben - auch wenn der junge Leverkusener keinen Schulabschluss hatte. Jetzt steht die Abschlussprüfung an - in den vergangenen drei Jahren hat Marcel sich als fleißiger, wissbegieriger Nachwuchsanstreicher bewiesen.

Foto: Ralph Matzerath

Der junge Mann in dem weißen Maleranzug steht auf dem Hausgerüst im ersten Stock und pinselt konzentriert einen Fensterrahmen in dunkelgrau an. Viel Anleitung braucht der Auszubildende des Malerbetriebes Eduard Thut dabei schon lange nicht mehr, schließlich steht der 24-Jährige nach dreijähriger Lehrzeit kurz vor seiner Gesellenprüfung. "Klasse Arbeit", ruft Chef "Eddi" mit Blick auf den Anstrich von unten hoch, "bin stolz auf dich."

Dass da jemand ist, der an ihn, Marcel Palm, glaubt, ihm vertraut und ihn lobt, das alles ist für den jungen Leverkusener nicht selbstverständlich. Früh hat er die Schule geschmissen; als er seinen Hauptschulabschluss nachholen wollte, scheiterte Marcel an seinen großen Defiziten. "Man hat mich dann als doof und faul abgestempelt und mich einfach fallengelassen. Dabei wollte ich wirklich, aber ich hatte zu große Lücken."

Was blieb, war die Suche nach einem Ausbildungsplatz. "Ich habe immer viel handwerklich gearbeitet", erzählt Marcel, während er vorsichtig Farbe an einigen Stellen nachtupft, "und daher wusste ich, dass mir das liegt. Aber spätestens, wenn die Meister meine Zeugnisse sehen wollten und ich keine hatte, wurde ich weggeschickt." Ganz anders Malermeister Eduard Thut, der sich noch gut an das erste Zusammentreffen erinnern kann. "Ich weiß noch, wie du damals auf den Hof kamst und dich so über die Möglichkeit, erst einmal ein Praktikum zu machen, gefreut hast. Ich habe da schon intuitiv gewusst, dass das mit dir trotz schulischer Schwierigkeiten klappen könnte."

Und der junge Mann nutzte seine Chance. Nach drei Wochen Probearbeit waren sich Chef und Angestellte einig: Das mit Marcel, das passt. "Er war die ganze Zeit über total fleißig, neugierig, hat viel gefragt, Interesse an allem gezeigt, absolut super", schwärmt Vorarbeiter Dean Medic. Eduard Thut nickt zustimmend. "Es stimmte auch auf menschlicher Ebene, ich sehe uns als eine große Familie, in der sich alle respektieren und gemeinsam und miteinander produktiv Aufgaben erledigen."

Was folgte, war der so lang ersehnte Ausbildungsvertrag - den fachlichen Schwierigkeiten in der Berufsschule stellten sich alle gemeinsam. "Ich habe täglich die zu Beginn grottenschlechte Rechtschreibung im Betriebsheft mit ihm zusammen korrigiert, er hat Nachhilfeunterricht genommen und abends wie ein Weltmeister gelernt", lobt der Chef und lacht dann seinen Lehrling offen und fröhlich an. "Ich weiß genau, dass du die Prüfung locker schaffst und natürlich werde ich dich danach übernehmen. Ein solch angenehmer, fleißiger und fachlich guter Mitarbeiter wie du ist absolut Gold wert", setzt er hinterher.

(RP)
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