Bürrig Bürriger Entlastungskanal fertiggestellt

Bürrig · Während die Brandenburger noch zitternd auf die mögliche Hochwasser-Flutwelle warten, die ihr Hab und Gut vernichten könnte, ist die Lage in Leverkusen entspannt. Doch auch die Bürriger kennen das Problem von vollgelaufenen Kellern.

"Dies war gerade in den 1990er Jahren ein Problem", erläutert Wolfgang Herwig, stellvertretender Leiter der Technischen Betriebe Leverkusen (TBL). "Einige Anwohner hatten nicht für eine Rückstausicherung gesorgt, die bei steigendem Wasserspiegel ein Volllaufen der Keller verhindert. Die Anwohner sind aber verpflichtet, eine Sicherung bis zu Straßenoberkante einbauen zu lassen. Erst wenn das Wasser aus den Kanaldeckeln an der Straßenoberfläche in die Keller fließt, zahlt die Stadt."

Entlastung des Wuppersammlers

Um dies zu verhindern wurde der Schmutzwasserkanal "Wuppersammler" als neuer Entlastungskanal angelegt. Bisher gab er sein überschüssiges Wasser direkt in die Dhünn ab, was nun die Bezirksregierung Köln verboten habe. "Um den Wuppersammler zu entlasten, sorgt nun eine neue Verbindung zum Kanalnetz Bürrig in Extremsituationen für den Ablauf der großen Wassermengen", erläutert Ulrich Leuchs, Bauingenieur des Wupperverbandes. Zu solchen Situationen zählt die Stadt "ein Wupper- und Rhein-Hochwasser mit gleichzeitigen Wolkenbrüchen". Sollte somit das Klärwerk an seine Fassungsvermögensgrenze von 10 000 Kubikmetern stoßen, steigt der Wasserpegel im Schacht des Wuppersammlers an. "Wenn das Wasser über 1,15 Meter steigt, gelangt es mit 800 Litern pro Sekunde automatisch über den neuen Entlastungskanal in das Bürriger Kanalnetz. Sollte es auch hier zu Engpässen kommen, können wir das Wasser aus dem Pumpwerk in die Dhünn ablassen", sagt Herwig. "Jedoch gehen wir davon aus, dass so eine Extremsituation nur in selten Fällen — ungefähr alle 30 Jahre — eintritt", sagt Leuchs beruhigend.

Die Bedenken der Anwohner

Doch die Anwohner Bürrigs sind keineswegs beruhigt. Durch die Verbindung mit dem Wuppersammler geht die Angst um, dass erneut die Keller volllaufen werden. Einer der besorgten Anwohner ist Josef Neukirchen. Der Diplom-Ingenieur lebt seit 50 Jahren in Bürrig. In den vergangenen 30 Jahren wurde bereits zweimal sein Keller überflutet — trotz Rückstausicherung. "Die Rückstauklappe funktioniert nur, wenn sie von enormen Wassermassen vollständig zugedrückt wird", erläutert er. "Das funktioniert bei einem Regenguss und nicht, wenn das Bürriger Kanalnetz nur als Zwischenspeicher genutzt wird. Dann steigt das Wasserniveau nur langsam an, es fehlt der nötige Anpressdruck." Die Kosten für den Entlastungskanal betragen 150 000 Euro. Die letzten Arbeiten sollen bis September abgeschlossen sein.

(RP)
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