Interview Erhard Schoofs „Es gibt Schöneres als eine Autobahn“

Leverkusen · Etwa die Musik. Ein Gespräch mit dem Bürgerlisten-Chef ohne die Worte „Tunnel“ und „Stelze“.  

 Erhard Schoofs Plattensammlung zählt 16.000 Exemplare aus Vinyl. Seine musikalische Liebe ist der Jazz. Platten von Gregory Porter gehören da selbstverständlich zum Bestand.

Erhard Schoofs Plattensammlung zählt 16.000 Exemplare aus Vinyl. Seine musikalische Liebe ist der Jazz. Platten von Gregory Porter gehören da selbstverständlich zum Bestand.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Herr Schoofs, ich möchte ein Interview mit Ihnen führen, in denen die Worte Tunnel, Stelze und Autobahn nicht vorkommen. Schaffen wir das?

Schoofs Das schaffen wir.

Gäbe es eine Meisterschaft im Zwischenrufen, dann wären Sie an der Tabellenspitze. Sind Zwischenrufe sexy?

Schoofs Ich weiß nicht, ob sie sexy sind, aber sie sind nötig.

Warum?

Schoofs Wenn man hört, wenn jemand die Wahrheit nicht gerade gepachtet hat oder einen Fehler macht, ist es wichtig, das zu korrigieren und da man ja leider im Rat nicht zu Wort kommt, muss man das über Zwischenrufe kompensieren.

Was sind Ihre größten Stärken?

Schoofs Meine größte Stärke ist nicht, dass ich sehr  ruhig wäre. Ich bin ein Feuerkopf und reagiere schnell. Doch bin ich sehr beharrlich. Wenn ich einmal ein Bein erwischt habe und habe zugebissen, dann kann derjenige sicher sein, dass ich meine Zähne drin behalten werde, bis es Wirkung zeigt. Wenn ich entschieden habe, für etwas zu kämpfen, dann lasse ich mich auch durch Niederlagen nicht einschüchtern. Wenn ich von einer Sache überzeugt bin, dann wird die auch durchgehalten.

Gibt es außer dem feurigen Auftreten noch andere Schwächen?

Schoofs Ich trinke gerne mal ein Kölsch, doch das hält sich im überschaubaren Maße. Eine Schwäche ist vielleicht, dass ich, sobald ich schöne Jazz-Platten aus Vinyl sehe, mich gerne schon mal verkaufe und zu viel ausgebe.

Sie mögen die Musik und haben eine große Schallplattensammlung. Wie viele Platten sind es denn?

Schoofs Zusammen sind das beim Vinyl 16.000. Mit CDs, Filmen und was da sonst noch so ist, noch mal drei- bis viertausend.

Gibt es Lieblingsplatten?

Schoofs Es gibt so viel schöne Musik, da kann man von Lieblingen nicht sprechen. Das hat eine Aufteilung. Es gibt hervorragende Innovationen im Bereich des Jazz. Das sind nicht meine Lieblinge, aber als Innovation ist das das Größte. Es gibt aber auch Platten, die einem zu Herzen gehen. Die einen emotional stärker angehen. Das wäre dann auch eine Lieblingsplatte.

Nennen Sie mal spontan eine solche Herzplatte.

Schoofs Das wäre Art  Blakey mit „A Night in Tunesia“. Das ist eine Doppel-LP mit 17 Variationen dieses einen Stückes.

Warum Vinyl?

Schoofs Die großen Cover gefallen mir gut, da gibt es einfach mehr Information. Hinzu kommt, Vinyl klingt einfach anders und besser, wenn man die Platten gut behandelt, so dass es nicht ständig knackt.

Vinyl ist Retro, wie viel Retro steckt in Ihnen selbst?

Schoofs Bei älteren Menschen gibt es immer einen größeren Teil Retro. Doch wenn es neue Entwicklungen gibt, dann bin ich dabei, auch im Bereich der Musik. Das heißt nicht, dass ich alles Neue immer nur  toll finde. So nehme ich nicht ständig mein Handy mit, so etwa nicht, wenn ich essen gehe. Wer mich erreichen will, der kann mich erreichen. Dafür gibt es ja den Anrufbeantworter. Das Handy betrachte ich als starke Belastung, wenn es ständig piepst.

Wir haben es geschafft. Ein Interview ohne Tunnel, Stelze und Autobahn. Dafür danke ich Ihnen, Herr Schoofs.

Schoofs Sie glauben gar nicht, wie häufig ich mich unterhalte, und  es kommen Autobahn, Tunnel und Stelze nicht vor.  Ich kann mir durchaus Dinge vorstellen, die schöner sind als eine Autobahn.   

Das Gespräch führte Bernd Bussang                

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