Buchwoche „Levliest“ Die ewige Frage nach dem Glauben
Leverkusen · Kölner Autorin Husch Josten las zum Auftakt der Buchwoche „Levliest“ aus ihrem Buch. Bettina Böttinger moderierte.
Woran glaubst du? Die Frage ist ganz und gar nicht für einen Small Talk geeignet. Das Thema wird gerne vermieden, ist doch die kritische Hinterfragung der eigenen Position eher unbequem und lästig. Aber genau das reizte Husch Josten, die Protagonisten in ihrem neusten Buch „Land sehen“ stellvertretend diesen mühsamen Dialog führen zu lassen. In aller Ernsthaftigkeit, den Literaturprofessor Horand Roth verbindet eine tiefe Nähe und Freundschaft mit seinem Patenonkel Georg, der jahrelang verschwunden war und nun als Priester zurückkehrt. Zum Auftakt der 10. Leverkusener Buchwoche „LevLiest“, in der bis zum 12. April noch weitere 100 unterschiedliche öffentliche Veranstaltungen folgen, las sie ausgewählte Stellen vor und entließ die Besucher der Stadtbibliothek neugierig.
Den Disput über Glaubensfragen hatte sie nur begonnen und außerdem ein Familiengeheimnis angedeutet, dessen Auflösung selbstverständlich ausblieb. „Das sollen Sie ja selber lesen“, warb Bettina Böttinger zum Schluss für das Buch, über dessen Hintergründe sie zwischen den Leseproben gesprochen hatte. Warum hat Husch Josten ihren Georg in ein Kloster eintreten lassen, das der Piusbruderschaft nahe steht? Und konnte sie bei ihrem Blick in die katholische Kirche überhaupt am Thema Missbrauch vorbei kommen? Sie konnte nicht nur, sie musste es, stellte Josten sofort klar. Denn ihr ging es nicht um die Verfehlungen Einzelner und den falschen Umgang damit, sondern um die existenziellen Fragen des Lebens, um die auch ihre früheren Bücher kreisten.
„Ich glaube, dass man mit dem Glaubensthema nie fertig wird“, sagte sie. Und deswegen schuf sie ihre beiden Figuren, die sämtliche Argumente für und gegen den Glauben an Gott vortragen und sich dabei gut zuhören, weil sie sich verstehen wollen. Es ist ein Ringen um die ewigen Fragen der Menschen, die man aber gerne beiseite schiebe.
Zur Recherche für ihren Roman, der Fiktion und Realität mischt, begab sie sich selbst ins Kloster Maria Laach, das übrigens auch im Buch vorkommt. Allerdings hat sie sowohl das Personal als auch die Gespräche ausgetauscht. Sie habe viele Priester kennengelernt, die versuchten, mit Hand und Fuß das Richtige zu tun. Husch Josten, die zunächst und mit Freude als Journalistin arbeitete, bevor sie mit dem freien Schreiben begann, bezeichnet sich selbst als gläubige Katholikin, die sehr wohl die Institution kritisch beäugt, aber: „Ohne Kirche würde uns die Orientierung fehlen.“
Bettina Böttinger bekannte, dass sie selbst nicht an Gott und ein Leben nach dem Tod glaube. Aber sie lobte den Aufbau des Buches und die klugen, wunderbaren Dialoge, die aber zum Glück nicht alles sind. Es ist durchaus humorvoll und manchmal geradezu poetisch, zum Beispiel die Beschreibung der rauen, vernebelten Eifellandschaft im Hohen Venn. Das Zuhören machte auf jeden Fall Lust auf mehr, weil die reiche Sprache ein Genuss ist.