Leverkusen Brückenprüfungen können Jahrzehnte dauern

Leverkusen · Weil sich die Belastungen insbesondere auf den großen Brücken an der A 1 deutlich erhöht haben, will das Land die Bauwerke jetzt neu berechnen. In Leverkusen sind zehn Brücken betroffen. Doch es fehlt an Experten für das Projekt.

 Auch die Talbrücke <strong>Lambertsmühle  soll in den kommenden Jahren auf die gestiegene  Belastung  hin neu berechnet werden – das Großprojekt bereitet Straßen NRW durchaus einiges Kopfzerbrechen.

Auch die Talbrücke <strong>Lambertsmühle soll in den kommenden Jahren auf die gestiegene Belastung hin neu berechnet werden – das Großprojekt bereitet Straßen NRW durchaus einiges Kopfzerbrechen.

Foto: Uwe Miserius

Die Leverkusener Rheinbrücke auf der A 1 ist dabei, die A 3-Brücke im Kreuz sowieso, aber auch die Stahlbetonbrücke Hahnensiefen, die Leichtmetallbrücke an der Berliner Straße (B 51) oder die aus Stein gefertigte Talbrücke Lambertsmühle: Allein zehn Brücken im Bereich Leverkusen will das Land in den kommenden Jahren neu berechnen lassen, acht davon auf einen Neubau hin.

NRW-weit sind sogar 375 Brücken betroffen, wie der zuständige Landesbetrieb Straßen NRW bestätigt. Sie alle sollen auf dasselbe Problem hin "vorrangig" nachgerechnet werden: die teils dramatisch gestiegenen Belastungen durch immer höhere Achslasten der Lkw.

Laurenz Braunisch, Sprecher der Kölner Niederlassung von Straßen NRW, räumte gestern ein, dass es sich bei dem Projekt um eine wahre Herkulesaufgabe handelt, die wohl eher Jahrzehnte als Jahre in Anspruch nehmen wird. Und sie geht weit über die Untersuchung und Beseitigung akuter Schäden hinaus.

"Darum kümmern wir uns natürlich sofort", sagt Braunisch. Darüber hinaus werde dann jedoch in einem aufwändigen Computermodell die veränderte Belastung für jedes einzelne Bauwerk individuell berechnet. "Es ist ja nicht damit getan, das gestiegene Gewicht der Fahrzeuge zu berücksichtigen — die veränderte Dynamik etwa durch Vibration muss ebenso mit eingerechnet werden", sagt Braunisch. Und da die Brücken heute ganz anders bewertet und gebaut werden als zur Zeit ihrer Entstehung vor 50 bis 80 Jahren, ist die Neuberechnung kompliziert und zeitintensiv: "Etwa ein halbes Jahr pro Brücke", nennt Braunisch als Orientierungsmarke.

Nach den Rechenexperten prüfen die Ingenieure jeweils an Ort und Stelle "gewissermaßen mit dem Hämmerchen alles in der Praxis nach". Diese beiden Komponenten bilden dann die Grundlage für ein Sanierungskonzept, das für jedes einzelne Brückenbauwerk aufgestellt wird und das die notwendigen Instandsetzungsarbeiten ausweist, aber auch einen Neubau, falls erforderlich.

Dabei gilt Braunisch zufolge die Maxime, Bauwerke wie etwa die A 1- Brücke so lange wie möglich zu erhalten.

Soweit die Theorie, die schon erahnen lässt, was da auf das Land zukommt. In der Praxis, sagt Laurenz Braunisch, gibt es jedoch noch eine Reihe zusätzlicher Probleme. Denn es müssen überhaupt erst einmal genügend Experten gefunden werden, die die Berechnungen auch tatsächlich in Angriff nehmen können. "Es ist ja nicht so, dass die unter der Brücke schlafen und nur darauf warten, so einen Auftrag zu bekommen", sagt der Straßen-NRW-Sprecher: "Man muss sich um solche Kräfte richtig bemühen."

Das Brücken-Problem kocht jetzt richtig hoch — und ist doch eines "mit Ansage", wie Braunisch auf Nachfrage einräumt: "Brücken halten 50 bis 80 Jahre", sagt er. Viele seien kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut worden. "Das so etwas jetzt kommt, war also abzusehen."

(RP/rl)
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