Analyse zur A1-Rheinbrücke Brücken-Sünder schaden tausenden Menschen

Leverkusen · Die Berichte über die marode Leverkusener Rheinbrücke bewegen die Menschen. Viele von ihnen haben ihre ganz eigenen Diagnosen zu der Rissanfälligkeit des maroden Stahlkörpers. Speziell Stammtischbesucher und einige (nicht alle) Internetkommentatoren werfen der Politik Versagen bei der Instandhaltung der Autobahnen vor, manchmal sogar Korruption.

 Luftiger Blick auf die Leverkusener Rheinbrücke in Richtung Köln: Die Dauerbelastung durch Lkw und andere schwere Fahrzeuge hält der rund 700 Meter lange Stahlkörper nicht mehr aus. Inzwischen gilt das Lkw-Verbot.

Luftiger Blick auf die Leverkusener Rheinbrücke in Richtung Köln: Die Dauerbelastung durch Lkw und andere schwere Fahrzeuge hält der rund 700 Meter lange Stahlkörper nicht mehr aus. Inzwischen gilt das Lkw-Verbot.

Foto: Miserius

Dass 1965, als der Bau eingeweiht wurde, hochwertiger Stahl teils Mangelware war und überhaupt die Produktionstechnik noch ein gutes Stück hinter dem heutigen Niveau zurücklag, bleibt bei vielen Gesprächen und Vorwürfen unberücksichtigt. Und ob angeblich billiger und schlechter Stahl aus Polen verwendet wurde, ist noch zu prüfen. Doch mit diesem Erbe müssen die heutigen Brückensanierer leben. Was bringt es jetzt, nach möglichen Versäumnissen und Fehlern der Vergangenheit zu suchen?

 Solche Risse gefährden die Standfestigkeit der Brücke, die jederzeit auch komplett gesperrt werden könnte.

Solche Risse gefährden die Standfestigkeit der Brücke, die jederzeit auch komplett gesperrt werden könnte.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Es geht um 700 Meter kranken Stahl, der noch die Überquerung von Leverkusen nach Köln ermöglicht. Diese Verbindung entscheidet über die Leistungsfähigkeit der Leverkusener und Kölner Region, über die Fahrzeiten von tausenden Arbeitnehmern, die täglich von Leverkusen und dem Bergischen zum Chempark Dormagen, zu Ford und anderen Arbeitgebern pendeln.

 Norbert Palm und Kollegen kontrollieren die Rheinbrücke täglich.

Norbert Palm und Kollegen kontrollieren die Rheinbrücke täglich.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Die Brückenexperten wie Norbert Palm von der Autobahnbehörde Straßen.NRW nehmen die Rheinbrücke seit 1,5 Jahren intensiv unter die Lupe. Sie setzen viel daran, die Lebenszeit des Stahlkolosses bis zur Inbetriebnahme der neuen Brücke zu verlängern. Die erste Hälfte soll 2020 stehen.

Auch hier glauben einige Menschen, den richtigen Weg zu kennen: In den USA, so schrieb ein Internetnutzer, sei eine solche Brücke innerhalb eines Jahres gebaut worden. Übertragen auf Leverkusen/Köln würde dies bedeuten: Die Autobahnbehörde müsste alle Rechte der betroffenen Anwohner und Kommunen missachten und sofort mit dem Neubau beginnen. Dazu müssten sich erst einmal fähige Firmen mit Baukapazität finden lassen. Ein unmöglicher Lösungsansatz, zumal wegen des kritischen Bereiches Bayer-Stadt-Deponie unter dem Neulandpark und wegen der Stelzenbrücken-Problematik weitere zeitintensive Vorplanungen nötig sind. Die Rheinbrücke ist eben kein Steg über den Gartenteich.

Das Beachten der Gesetze hindert - glücklicherweise - die Polizei daran, mit Willkür gegen Lkw-Fahrer vorzugehen, die das Durchfahrverbot für die Brücke missachten. Auch wenn hier die Volksseele kocht, weil diese Verkehrssünder fast schon in verbrecherischer Manier die Standfestigkeit der Rheinbrücke schädigen. Offenbar lohnt sich trotz Strafen und Gewichtsblitzer der Weg über die verbotene Brücke. Die Behörden müssten einfach mit Zeitstrafen arbeiten, damit sich für Lkw-Fahrer der Umweg um die Rheinbrücke drumherum lohnt.

(RP)
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