Bayer investiert Millionen Brexit-Hickhack treibt den Chempark um

Leverkusen · Bayer hat Millionen in die Vorbereitung gesteckt. Chemparkleiter Friedrich fürchtet bei hartem Brexit um Lieferketten.

 Chemparkleiter Lars Friedrich hat jetzt stolz den Glasfaserausbau am Standort Leverkusen präsentiert, sorgt sich aber darum, dass ein harter Brexit (ohne Deal) den Handel auch der Chempark-Unternehmen gravierend beeinflussen könnte.

Chemparkleiter Lars Friedrich hat jetzt stolz den Glasfaserausbau am Standort Leverkusen präsentiert, sorgt sich aber darum, dass ein harter Brexit (ohne Deal) den Handel auch der Chempark-Unternehmen gravierend beeinflussen könnte.

Foto: Ludmilla Hauser

Was machen diese Briten nur? Am Montag ging es im Brexit-Poker auf der Insel weiter, unter anderem musste sich das Parlament mit einer Petition für den Verbleib in der EU auseinandersetzen, die sechs Millionen Briten unterschrieben haben. Seit Wochen plagen die Briten sich und die EU mit dem Austritts-Hickhack. So sehr, dass am Montag ein Medium titelte: „Der EU-Verbleib wäre die gerechte Strafe für Großbritannien.“

Deal oder kein Deal, Austritt oder dann doch nicht, wie es auch immer kommen mag: Der Brexit beschäftigt auch die Unternehmen im Leverkusener Chempark. Bayer etwa hat für den Austritt  Großbritanniens aus der EU „die Vorräte für acht bis zwölf Monate hochgefahren“, berichtete Bayer-Chef Werner Baumann vor einem Monat bei der Vorstellung der Bilanzzahlen. Bei der Veranstaltung entschuldigte sich ein britischer Journalist ganz charmant für das Brexit-Chaos, das die Briten Europa derzeit antun, und hatte die Lacher im Saal auf seiner Seite.

Doch ganz so heiter kann die Wirtschaft das Politchaos auf der Insel nicht nehmen. Bayer beschäftigt sich – wie viele andere Firmen auch – schon seit einiger Zeit mit den Auswirkungen des EU-Austritts Großbritanniens in den verschiedenen Szenarien. „Damit wir bei einem möglichen Chaos an den Grenzen trotzdem vorbereitet sind“, sagte Bayer-Chef Werner Baumann mit Verweis auf Sondergenehmigungen für bestimmte Medikamente und einen möglichen harten Brexit. Und auch darauf, dass dann Menschen auf der Insel, die Arzneien des Leverkusener Konzerns brauchen, nicht plötzlich ohne Medikamente dastehen. Insgesamt habe Bayer für die Brexit-Vorsorge mehrere Millionen Euro ausgegeben, ergänzte der Bayer-Konzernchef und nannte eine weitere Größenordnung: Das Großbritannien-Geschäft des Konzerns mache rund ein Milliarde Euro aus.

Auch Chemparkbetreiber Currenta  blickt wachsam auf das britische Parlament. „NRW ist der bedeutendste Chemiestandort in Deutschland: Rund ein Drittel aller Umsätze in der deutschen chemischen Industrie erwirtschaften die hiesigen Unternehmen“, hieß es beim jüngsten Jahresmediengespräch  des Chemparks in der vergangenen Woche. Das Vereinigte Königreich wiederum sei der achtgrößte Handelspartner der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie. Ein Beispiel, wie ein ungeordneter Brexit (No-Deal) den Handel stören würde, schob der Chempark gleich hinterher.

„Es geht um die  EU-Chemikalienverordnung Reach“, sagt Chemparkleiter Lars Friedrich. Reach ist die Kurzformel für „Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals“, also die Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien. Konkret heißt das: Nach einem Austritt Großbritanniens  dürfen chemische Stoffe, die im Vereinigten Königreich für den Vertrieb in der EU registriert wurden, nicht mehr in der EU verkauft werden. „Das hat dann gravierende Auswirkungen auf die Lieferketten“, betonte Friedrich. Nachsatz: „Auch auf die der Chempark-Unternehmen.“

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