Leverkusen Brandanschlag: Polizist in Bedrängnis

Leverkusen · Tag fünf im Prozess um den Brandanschlag auf ein Haus der Großfamilie Goman in Wiesdorf. Und ein rabenschwarzer für einen der ermittelnden Beamten der Mordkommission. Dem flattert nämlich bald eine Dienstaufsichtsbeschwerde ins Haus.

Brandanschlag auf Mehrfamilienhaus in Leverkusen
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Brandanschlag auf Mehrfamilienhaus in Leverkusen

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Gottfried Reims, Verteidiger des jüngeren der beiden Angeklagten. "Sie manipulieren die Wahrheit und verhindern die Wahrheitsfindung", polterte der Rechtsanwalt und konnte sich kaum beruhigen.

Das war passiert: Der Kripobeamte hatte den jetzt wegen versuchten Mordes und schwerer Brandstiftung angeklagten 23-Jährigen vernommen. Ein Mitglied der Familie Goman hatte ausgesagt, den Leverkusener auf einem Video einer Überwachungskamera des Kiosks gegenüber des Hauses gesehen zu haben. Auf dem Video sei zu erkennen gewesen, dass der 23-Jährige mit einem Kanister in der Hand vorbeigelaufen sei.

DNA an einer Lunte gefunden

Der Leverkusener wiegelte ab, stimmte aber einer Speichelprobe zu. Der entscheidende Treffer — die gleiche DNA nämlich fanden die Ermittler an eine Lunte der Molotow-Cocktails, mit denen das Haus in Brand gesetzt wurde.

Bei der darauf folgenden Beschuldigtenvernehmung habe der 23-Jährige insofern eingelenkt, als dass er an den Vorbereitungen beteiligt gewesen sei. Die Tat selbst aber habe sein damals 17-jähriger Komplize verübt, gab er zu Protokoll. Und dann sagte der Beschuldigte etwas von Falschgeld. "Etwa zur Mitte des Verhörs habe ich das Wort gehört", erklärte der Ermittler. Und gab zu: "Ich habe es nicht protokolliert."

"Was fällt Ihnen ein?"

Die Vernehmung wurde beendet. "22 Minuten später beginnt eine neue Vernehmung, die sich ausschließlich mit dem Thema Falschgeld beschäftigt; und die sie in die Spuren-Akte legen", wetterte Reims. "Was fällt Ihnen ein? Ausgesprochenes nicht zu Protokoll zu nehmen und dann eine neue Akte anzulegen, die die Verteidigung nicht zu Gesicht bekommt. Spuren-Akten liegen im Keller, im Niemandsland, das wissen Sie! Durch diese Art der Aktenführung manipulieren Sie die Wahrheitsfindung! Das gibt eine Dienstaufsichtsbeschwerde!" Reims glaube dem Mitangeklagten kein Wort, die Erkenntnisse zum eventuellen Motiv "könnten für meinen Mandanten wichtig sein", erklärte er.

Fast eine Stunde nahm der Verteidiger den Kripobeamten in die Mangel. Der erwiderte: "Aus meiner Sicht waren weitere Ermittlungen zum Brandanschlag mit der DNA-Spur an der Lunte erledigt. Das Falschgeld war eine neue Spur, die ich gesondert verfolgen wollte." Ergeben hätten diese Ermittlungen nichts, gab der 54-Jährige an. Mit der Aktenführung habe er nichts zu tun — "ich vernehme und ermittle."

(RP/top/ila)
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