Leverkusen Böller-Unfall: Der Schock hält an

Leverkusen-Schlebusch · Die Schlebuscher Schützen suchen nach Gründen für den Unfall mit einem Schwarzpulver-Böller. Sie haben sich heute erneut von Notfallseelsorgern betreuen lassen. Die Familie des Opfers hat sich zurückgezogen.

 Der Schock nach dem Unfall sitzt tief: Der 2. Brudermeister Frank Lehmann (Mitte) und seine Schützenkollegen wurden auch durch Notfallseelsorgerin Ann-Carolin Boddenberg und Feuerwehrleute noch vor Ort betreut.

Der Schock nach dem Unfall sitzt tief: Der 2. Brudermeister Frank Lehmann (Mitte) und seine Schützenkollegen wurden auch durch Notfallseelsorgerin Ann-Carolin Boddenberg und Feuerwehrleute noch vor Ort betreut.

Foto: Miserius, Uwe

Der Schock bei den Schlebuscher Schützen sitzt am Tag nach dem schrecklichen Unfall noch tief. Die Bilder vom Sonntag, als ein Böllerschütze von einer Ladung Schwarzpulver im Gesicht getroffen und schwer verletzt wird, lassen auch den 2. Brudermeister Frank Lehmann nicht los. "Wir haben leider keine Informationen, wie es unserem Schützenbruder genau geht. Das ist ganz schlimm für uns", sagte er am Montag. Die Familie des Opfers hat sich zurückgezogen.

Zu ihrem Frühstück am "Tag der Bruderschaft" haben die Schützen erneut die Notfallseelsorger gebeten, die bereits am Sonntag nach dem abgebrochenen Schützenfest Beistand geleistet haben. "Ich bin um 2 Uhr wach geworden und konnte nicht mehr schlafen. Immer habe ich dieses Bild vor Augen", beschreibt Lehmann, wie es nicht nur ihm geht. Was passiert ist, kann sich keiner erklären: Der erfahrene Böllerschütze war mit der Vorbereitung beschäftigt, als ein Böller mit 120 Gramm Schwarzpulver explodierte. Aus kurzer Distanz wird der 46-Jährige im Gesicht getroffen. Er wird nun in einer Kölner Spezialklinik behandelt, laut Polizei besteht keine Lebensgefahr. Die Ermittlungen, ob ein "strafrechtliches Fehlverhalten vorliegt", seien angelaufen. Der Hergang muss noch im Detail geklärt werden.

Kriminaltechnische Untersuchung

Auch die Schützen versuchen, den Unfall nachzuvollziehen. "Der Not-Aus-Schalter war gedrückt, es war auch kein Handy in der Nähe, die Explosion darf also nicht passieren", sagt Lehmann und betont, wie "übervorsichtig die Jungs" seien. Und auch Brudermeister Wolfgang Flick, der die Böllergruppe 2006 ins Leben gerufen hat, kann den Unfall nicht erklären. Auch weil man eine neue Kollegin angelernt habe, sind sich beide Brudermeister sicher, dass genau nach Vorschrift gehandelt wurde.

Der Verletzte war der Einzige im Sicherheitsbereich und dabei, die Zündkapsel und die Zündvorrichtung der vier Böller einzeln zu verbinden. "Bei dreien hat es geklappt", sagt Flick. Den Schlüssel für die Zündung, die durch ein zwölf Meter langes Kabel mit den Kanonen verbunden ist, habe der verletzte Zündmeister um den Hals getragen. Wie es dennoch zur Explosion kommen konnte, das soll die kriminaltechnische Untersuchung der beschlagnahmten Gerätschaften zeigen.

Wenige Stunden zuvor hatten die Böller laut Lehmann bei der Waldmesse an der Gezelinkapelle am Sonntagmorgen einwandfrei funktioniert. Ob man die Tradition bei den Schlebuschern nun fortsetzt, kann Lehmann noch nicht sagen: "Wir müssen das Ganze erst noch sacken lassen. Im Moment hat keiner Lust dazu." Veranstalter Werner Nolden hat bereits ein Verbot für das Festgelände angekündigt.

(irz/jco/pst)
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