Leverkusen Blutzbrüdaz: Sido im Kinopolis

Leverkusen · Für besondere Spannung zwischen den Jahren sorgte am Mittwoch der Besuch von Rapper Sido im Kinopolis in Wiesdorf. Der Film "Blutzbrüdaz", in dem der Berliner die Hauptrolle spielt, kommt am Donnerstag in die Kinos.

 Großer Auftrieb im Kinopolis: Rap-Star Sido war zu Gast in Leverkusen.

Großer Auftrieb im Kinopolis: Rap-Star Sido war zu Gast in Leverkusen.

Foto: Matzerath, Ralph

"30.11.80" ist auf seiner linken Hand eintätowiert. "Die Sekte" in romantischen Lettern auf der anderen. Das links ist sein Geburstdatum, das andere der Name einer Rap-Gruppe, mit der er im Berlin der Jahrtausendwende seine ersten Schritte zum Erfolg ging. Seitdem ist Sido vom frauenverachtenden Bad Boy des Deutsch-Raps zum Teenie-Helden geworden, der zur Premiere auch viele weibliche Fans ins Kinopolis lockte. Dort wird ham Donnerstag der Film "Blutzbrüdaz" anlaufen, in dem der Rapper eine Hauptrolle spielt.

Angekündigt hat sich der Star für 16 Uhr, der 12-jährige Marin Baban aus Küppersteg wartet schon lange vorher: "Ich bin total aufgeregt, mehr als früher beim Weihnachtsmann!" Dabei hat er die CD des MTV Unplugged Konzertes von 2010, besonders gefällt ihm aber das erste Album "Maske" (2004): "Damals hat er noch mehr aggressive Musik gemacht." Bevor der Rapper sich den Fans zeigt, hat er im oberen Stock noch zu tun. Mit Regisseur Özgür Yldirim bedient er Journalisten — und den Durst nach seinem Leibgetränk Jägermeister. "In jedem Kino, in das ich seit heute früh gekommen bin, stand so eine Flasche, die wollen mich abfüllen." Dass in der Bayer-Stadt mit Aspirin ein Kraut gegen den Kater gewachsen ist, für diesen Schluss braucht das Jugendidol seine Zeit: "Ich dachte immer, Bayer käme aus Bayern."

Die Geschichte des Films könnte seine eigene sein — ist sie aber nicht: "Ich will nicht, dass das mit meinem Leben verwechselt wird", sagt der Rapper. Ein triste Berliner Siedlung um die Jahrtausendwende, zwei Halbstarke, Otis (Sido) und Eddy (Rap-Kollege B-Tight), hecken vor der bräunlich-verblichenen Blümchen-Tapete in Muttis Wohnzimmer einen Plan aus: Sie wollen Stars werden. Abgesehen von der Plattenbaukulisse bietet der Plot für die, die im Genre der HipHop-Millieustudien durch frühere Erscheinungen ("Eight Mile") vorgebildet sind, wenig Neues. Konflikte mit der Polizei, Scherben klirren, Frauen ziehen sich aus, ein Manager erscheint, was der naive Eddy mit glasigem Blick kommentiert: "Vielleicht haben wir nie wieder so´ne Chance!"

Ideologie statt Erfolgsstreben

Und während Sido im oberen Stock die "Ideologie" preist, die sich im Film zeige und seinen Hiphop im Jahr 2000 von dem heute rapppender Erfolgssüchtlinge in Bling-Ketten unterscheide, warten die Teenies neben dem Popcorn-Stand: Auf dass ihr Idol seinen Kräuterschnaps austrinken möge. Um 16.45 Uhr ist es soweit: Durch das Foyer brandet ein Meer gereckter Smartphones, am höchsten ist die Welle da, wo Sido hinter einer Anti-Panik-Absperrung CDs signiert. Doch bald legt sich die Brandung. Denn der Film, den Sido selbst noch nie ganz gesehen hat, beginnt für die Fans genau jetzt.

(RP)
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