Bergisch Neukirchen "Blitzer" gestohlen: Baut die Stadt alle Starenkästen ab?

Bergisch Neukirchen · Erst angesägt, dann abgebrochen: Die stationäre Tempomessanlage an der Burscheider Straße ist weg. Wahrscheinlich wird sie nicht ersetzt.

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Foto: Berns, Lothar

Es war eine Nacht- und Nebelaktion: Die oder der Täter trennten den Mast der städtischen Tempomessanlage in etwa einem Meter Höhe ab und verschwanden spurlos. Dabei meldete ein Zeuge den Diebstahl wahrscheinlich relativ zeitnah. Es passierte am letzten November-Wochenende an der Burscheider Straße in Bergisch Neukirchen, wie Friedhelm Laufs, Leiter des städtischen Fachbereichs Straßenverkehr, am Dienstag bestätigte.

"Bei uns ging am Samstag, 24. November, die Meldung gegen 1.16 Uhr ein", berichtete ein Polizeisprecher. Die eingesetzten Streifenpolizisten fanden nur noch den Maststumpf neben der Hecke des Grundstückes Burscheider Straße/Am Plattenbusch. "Hinweise auf Täter fehlen bis heute", ergänzte der Polizeisprecher gestern.

Rund 30 000 Mark hat die 20 Jahre alte Messanlage samt Kamera gekostet. Sie wird, wie die anderen städtischen Anlagen, mit alten, analogen Filmen bestückt, die noch traditionell nass entwickelt werden müssen. Der Wert der Anlage liegt für die Stadt Leverkusen bei Null. Das fast schon historische Schätzchen ist finanztechnisch "abgeschrieben".

Der Frage ist jetzt: Wird der "Starenkasten" überhaupt ersetzt? Nötig ist die Tempomessanlage aus seiner Sicht nicht, sagt der städtische Verkehrsexperte Laufs. Die Burscheider Straße ist an dieser Stelle kein Unfallbrennpunkt. Vergleichbares gilt auch in Hitdorf an der Langenfelder Straße. Auch dort fehlt seit langem die "Blitze". Hier hatte es schwere Unfälle, auch tödliche, gegeben.

Laufs Überlegungen zum Thema Geschwindigkeitsüberwachung gehen allerdings noch weiter ins Grundsätzliche: "Brauchen wir in Leverkusen überhaupt noch stationäre Messanlagen?" Wenn es nach ihm gehe, würden die Starenkästen ganz abgeschafft, sagt Laufs, zumal die analoge Kameratechnik eigentlich dringend durch digitale Geräte ersetzt werden müsste. Außerdem, so argumentiert Laufs, seien die Leverkusener Standorte der "Starenkästen" bekannt. Die Folge: Die meisten Autofahrer treten vor der "Blitze" auf die Bremse und geben danach wieder Gas. Der Effekt, Raser zu erziehen, verpufft. Im nächsten Jahr will Laufs mit seinen Mitarbeitern das Konzept der städtischen Tempokontrollen überarbeiten.

Die Tendenz geht dabei eindeutig zu mehr mobilen Kontrollen mit den städtischen Radarwagen. Denn: Die Stadt verfügt inzwischen über eine mobile Messanlage, die ohne Fahrzeug aufgebaut werden kann. Das Gerät ist mit Kamera relativ klein und lässt sich unauffällig am Rand der Straße platzieren, während der Wagen ein ganzes Stück weiter weg steht. Und: Diese Messeinheit kommt jetzt auch an den Stellen zum Einsatz, an denen der städtische Radarwagen nicht aufgestellt werden kann, etwa weil Radwege blockiert würden.

Laufs setzt bei den Kontrollen auch auf den Überraschungseffekt. Die Autofahrer wüssten nie, wann und wo eine Tempokontrolle laufe, könnten sich also nicht auf die Messungen einstellen. Dies erhöhe den gewünschten Sicherheitsgewinn. Entschieden wird aber erst 2013.

(RP/top)
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