Leverkusen Blitz-Marathon: 2265 Kontrollen, 70 Fahrer zu schnell

Leverkusen · Vor dem Lasergerät sind alle gleich: Der Metzgerlieferant, der nicht wahrhaben will, dass er zu schnell war. Der Taxifahrer mit Gast auf der Rückbank. Die Seniorin auf dem Weg zur Grabpflege: Rosi H. wurde bei der Kontrolle an der Düsseldorfer Straße kurz vor der Leverkusener Stadtgrenze angehalten. Noch tags zuvor hatte sie im Fernsehen vom dritten Blitz-Marathon der Polizei NRW gehört.

Blitz-Marathon: Kontrolle an der B8 zwischen Leverkusen und Köln
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"Ich war aber in Gedanken", sagt die 73-Jährige. "Eigentlich fahre ich nicht zu schnell, in der Eifel ärgern sich immer alle hinter mir." Die Kölnerin war mit 86 km/h unterwegs, konnte ihre Geldbuße aber nicht direkt vor Ort bezahlen. "Vor lauter Aufregung habe ich meine Pin-Nummer vergessen."

Die Polizei hat zwischen Mittwoch und Donnerstag um 6 Uhr an 16 angekündigten Punkten in Leverkusen die Geschwindigkeit gemessen, der Radarwagen der Stadt war zudem an neun Straßen im Einsatz. Die ersten Zwischenbilanzen zeigten, dass viele Fahrer gewarnt waren: Bis 18 Uhr wurden in Köln und Leverkusen 65.093 Fahrzeuge kontrolliert, es gab 835 Geschwindigkeitsverstöße - davon fanden 2265 Kontrollen in Leverkusen statt, hier wurden 70 Fahrer erwischt. Einer der Schnellsten war ein 30-Jähriger, der mit einem Krankentransport ohne Auftrag mit 52 km/h durch die Dhünnstraße fuhr.

"Das ist eine deutlich bessere Quote als sonst. Normalerweise sind bei Radarkontrollen etwa acht Prozent der Autofahrer zu schnell", sagte der leitende Verkehrsdirektor Helmut Simon am Vormittag. "Wo kontrolliert wird, wird dauerhaft langsamer gefahren", berichtet Polizeipräsident Wolfgang Albers aus Erfahrung.

Nach einer ersten Kontrolle am Morgen an der Kandinsky-Straße in Schlebusch, wo nur ein Autofahrer zu schnell war, postierten sich die Beamten an der Dhünnstraße in Wiesdorf. An dem "Wutpunkt" des zweiten Blitz-Marathons werden in der ersten halben Stunde bereits drei Autofahrer angehalten. Ein Ehepaar aus Mettmann hatte das "Zone-30-Schild" übersehen und wurde mit 43 km/h gemessen. "Es ist das erste Mal, dass wir geblitzt werden", sagt die Frau, deren Ehemann am Steuer saß und die 15 Euro direkt per EC-Karte bezahlt.

Dass das Schild anfangs der Dhünnstraße am Kreisel zur Rheinallee wirklich klein ist, findet sogar einer der Polizisten. "Wir überprüfen im Vorfeld die Beschilderung und sind nochmal zurückgefahren, ob es wirklich da ist", sagt er. "Die sind in Leverkusen aber überall so klein." Als Ausrede kann das sowieso nicht gelten.

Erstmals fand der Blitz-Marathon grenzübergreifend auch in Niedersachsen und den Niederlanden statt. "Für die Bürger ist Europa grenzenlos, für Raser leider auch", sagte Albers dazu. Die Erfahrung zeige auch, dass es keine Raserstrecken gäbe — die roten und gelben Punkte für die Unfalltoten und Verletzten sind quer über eine Karte verstreut. "Deswegen haben wir auch so eine hohe Bürgerbeteiligung, die Anwohner fühlen sich unwohl." Etwa 370 Beamte waren deswegen in den 24 Stunden bis Donnerstag um 6 Uhr im Einsatz. Mehr als bei der zweiten Aktion im Juli, bei der allein in Leverkusen 5255 Autos kontrolliert worden war und 151 Geschwindigkeits-Verstöße gab.

(irz)
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