Leverkusen "Beteiligung ist besser als Konfrontation"

Leverkusen · Die Stadt Leverkusen könnte es sich einfach machen und sagen: "Wir sind nicht zuständig." Denn für den geplanten Aus- und Umbau der Autobahnen 1 und 3 ist der Bund verantwortlich, für Planung und Realisation das Land. Die Stadt wirkt an dieser Planung nicht mit.

So laufen die Lkw-Kontrollen auf der A1-Rheinbrücke
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Gleichwohl hat Leverkusens neue Baudezernentin Andrea Deppe eine Kommunikations-Offensive gestartet, die ihresgleichen sucht. Über die Motivation gab sie jetzt Auskunft - und stellte gleich eine neue Veranstaltungsreihe vor.

Frau Deppe, streng genommen, hat die Stadt Leverkusen beim Ausbau der A 1/A3 und dem Neubau der Rheinbrücke nichts zu entscheiden - warum trotzdem diese Initiative?

Deppe Es ist ja nicht so, dass Bund und Land einfach vor sich hinplanen, ohne auf die Anregungen und Bedenken der Leverkusener eingehen zu wollen. Aber völlig unabhängig vom Entscheidungsprozess ist für mich wichtig: Wegen der besonderen Bedeutung und der Auswirkungen des Vorhabens für die Leverkusener sollten alle betroffenen Zielgruppen über den Stand der Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten werden.

Was heißt das konkret?

Deppe Wir haben bei der Verwaltung eine Koordinierungsstelle eingerichtet, die die Planungs- und Ausbaumaßnahmen begleitet und das Bindeglied zwischen allen Beteiligten in Leverkusen und der zuständigen Behörde Straßen.NRW ist. Diese Beteiligung ist auf Information und konstruktiven Dialog ausgerichtet.

Und umfasst ein Möbelstück . . .

Deppe (lacht) . . . In der Tat, wenn Sie auf die rote Couch anspielen. Die steht im Elberfelder Haus und ist als Schauplatz einer offenen Diskussionsrunde zu allen aktuellen Themen rund um das Projekt geplant.

Wer soll auf dieser Couch sitzen?

Deppe Diejenigen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt in diesem Planungs- und Bauprozess besonders wichtig sind. Das Thema des ersten Rote-Couch-Gesprächs am 27. Mai lautet daher: Beteiligung! Chance oder Risiko? Gerade am Anfang des Planungsprozesses muss man hinterfragen, welche Möglichkeiten und Herausforderungen mit dem Beteiligungsprozess verbunden sind und welche Erwartungen daran geknüpft werden. Deshalb haben wir bei der Geschäftsstelle "Dialog schafft Zukunft" - einer Initiative des NRW-Wirtschaftsministeriums - einen Referenten angefragt. Danach gibt es eine Diskussion mit Experten. Als neutrale und überparteiliche Dienstleistungsagentur ist die Initiative Ansprechpartner für alle, die Beteiligungsprozesse vor Ort initiieren wollen - genau das Richtige zum Einstieg für uns.

Das Foyer des Elberfelder Hauses fasst nur 80 Besucher. Warum diese Beschränkung?

Deppe Mir ist es besonders wichtig, eine persönlichere Atmosphäre zu schaffen als in den großen Informationsveranstaltungen mit 200 bis 400 Bürgern. Entsprechend ist auch die Räumlichkeit ausgesucht worden. Es sollte kein Sitzungszimmer oder ein großer Saal sein. Vielmehr soll durch die Wahl der Räumlichkeit das Gefühl vermittelt werden, dass Gäste eingeladen wurden, deren unterschiedlichen Sichtweisen Gehör verschafft wird, um anschließend darüber zu diskutieren. Für diese Gesprächsatmosphäre steht die Rote Couch auch sinnbildlich.

Ihnen ist trotz all Ihrer Öffentlichkeits-Initiativen schon massiver Gegenwind aus Teilen der Politik entgegengeschlagen. Hätten Sie im Vorfeld mit dieser Heftigkeit gerechnet?

Deppe Nein. Aber ich habe eine Mediatoren-Ausbildung absolviert und halte nichts von Konfrontation um jeden Preis. Beteiligung ist immer besser als Konfrontation. Wir möchten die Bürger mitwirken lassen, den Konflikt versachlichen und die Abläufe transparent machen.

Da muss Straßen.NRW aber auch mitspielen . . .

Deppe Straßen.NRW hat selbst gerade noch einmal deutlich gemacht, dass ihnen viel an einer solchen Transparenz liegt. Es gibt auch die Zusage, alle Abschnitte so parallel zu planen, dass für das Leverkusener Teilstück alle Optionen offen bleiben - sei es überirdisch oder als Tunnel. Das ist doch ein Wort.

(RP)
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