Leverkusen Bessere Chancen für extreme Frühchen

Leverkusen · Die Kinderklinik im Klinikum Leverkusen hat einen neuen Transportinkubator für 100.000 Euro angeschafft. Der verfügt über modernste Beatmungstechnik, mit der extrem Frühgeborene besonders schonend behandelt werden.

 Der Transportinkubator besteht aus mehreren Geräten, die um einen gläsernen Brutkasten angeordnet sind. Er wird per Hubschrauber oder Krankenwagen befördert. Rechts: Joachim Eichhorn, Direktor der Kinderklinik.

Der Transportinkubator besteht aus mehreren Geräten, die um einen gläsernen Brutkasten angeordnet sind. Er wird per Hubschrauber oder Krankenwagen befördert. Rechts: Joachim Eichhorn, Direktor der Kinderklinik.

Foto: Klinikum Leverkusen

Das Rettungsteam im Klinikum muss schon kräftig zupacken, um den neuen Transportinkubator in einen Krankenwagen zu schieben. Das Gerät wiegt immerhin 140 Kilogramm - obwohl man es so leicht wie möglich gebaut hat. Denn es ist im Prinzip eine rollende Mini-Intensivstation, die das Leben von extrem kleinen Frühgeborenen retten soll, deren Lungen noch nicht richtig ausgebildet sind.

Im Gegensatz zu dem fünf Jahre alten Zweitgerät des Klinikums hat der neue Transportinkubator außer einem normalen Beatmungsgerät noch einen Apparat zur Hochfrequenzbeatmung an Bord. Die arbeitet mit weniger Druck und ist nötig bei bestimmten Lungenerkrankungen von Neugeborenen und für Frühchen, die ab der 23. Schwangerschaftswoche geboren sind und keine 500 Gramm auf die Waage bringen. "Das ist die schonendste Behandlung für die unreife Lunge", erklärt Dr. Joachim Eichhorn, Direktor der Klinik für Kinder und Jugendliche. Ein Frühgeborenes sei empfindlicher als ein rohes Ei.

Einen solchen Transportinkubator, dessen Kosten Eichhorn auf gut 100.000 Euro beziffert, kann man nicht einfach per Katalog bestellen. Er ist aus diversen Geräten zusammengesetzt, die um den gläsernen Brutkasten, der adäquate Wärme und Luftfeuchtigkeit bietet, angeordnet sind. Oberarzt Dr. Peter Jahn hat ihn nach den Anforderungen des Klinikums zusammen mit Fachleuten entwickelt. Ein kniffliger Prozess, der immerhin ein Jahr gedauert hat. Den dafür außer Dienst gestellten 15 Jahre alten Vorgänger hat man in der Zwischenzeit auseinandergeschraubt. Davon lassen sich nur noch Einzelteile wie der Monitor im Klinikbetrieb weiter verwenden.

Der neue Transportinkubator, der erheblich mehr kann als das alte Gerät, wird mit dem Krankenwagen oder, wenn es schneller gehen muss in einem Rettungshubschrauber ins Klinikum befördert. Der Einzugsbereich geht weit über die Stadtgrenzen hinaus bis ins Bergische Land hinein.

Wenn etwa in Gummersbach eine Schwangere in der 25. Woche mit unaufhaltsamen Wehen ins Krankenhaus kommt, kann der Transportinkubator, immer begleitet von einem Arzt und einer Krankenschwester losgeschickt werden. Dann kann vor Ort sofort die Behandlung beginnen, schon zwei Stunden vor Erreichen des Klinikums. Weil extreme Frühchen keiner Erschütterung ausgesetzt werden dürfen, kann man sie nicht mit Vollgas über die Autobahn befördern. Die verbesserte Ausstattung helfe, noch mehr Leben zu retten.

In der Kinderklinik Leverkusen, die als "Perinatalzentrum Level 1" zertifiziert ist, werden jährlich 800 kranke Neu- und Frühgeborene behandelt. Davon sind 80 mit einem Gewicht von weniger als 1500 Gramm "extrem Frühgeborene", die eine hoch spezialisierte intensivmedizinische Versorgung benötigen. Danach werden sie auf der "Intermediate Care Station" behandelt, bis sie stabil genug sind für die normale Mutter-Kind-Station. Die kleinsten Zwillinge, die 2016 im Klinikum geboren und versorgt wurden, kamen mehr als vier Monate zu früh auf die Welt. Sie wogen 340 und 460 Gramm.

(mkl)
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