Leverkusen Bernshecke: Eine 95-Jährige ist älteste Gartenbesitzerin

Leverkusen · Schon einmal mussten 130 Hobbygärtner des Kleingartenvereins Bernshecke um ihre Grundstücke gebangt. Dann war klar, dass die Verbreiterung der Autobahn mit erneutem Wegfall von Gärten vom Tisch war. Das was vor zehn Jahren.

 Der neue Vorstand der Kleingartenanlage Bernshecke: Friedrich Langen (2. Vorsitzender), Erika Gilles und Willibert Baumann (1. Vorsitzender, v.l.).

Der neue Vorstand der Kleingartenanlage Bernshecke: Friedrich Langen (2. Vorsitzender), Erika Gilles und Willibert Baumann (1. Vorsitzender, v.l.).

Foto: UM

Aber völlig gesichert ist die Zukunft des 60 000 Quadratmeter großen Geländes an der Elsa-Brandström-Straße zwischen Autobahn, Dhünn und Bahnlinie immer noch nicht.

Diese Probleme spielten beim Sommerfest zum 75-jährigen Bestehen keine große Rolle. Vielmehr hatte der neu gewählte Vorstand um Willibert Baumann ein abwechslungsreiches Programm mit viel Livemusik zusammengestellt. Zwei Tage ist die Anlage am Wochenende zum Anziehungspunkt für hunderte Besucher geworden.

1939 wurden die ersten Gärten angelegt, die Vereinsgründung mit Eintrag ins Vereinsregister beim Amtsgericht Opladen folgte ein Jahr darauf. Rund zehn Jahre später kostete ein Garten 146 Mark. Strom und Wasser gab es zuerst nicht. Seit 1955 hat Anni Grothe ihren Garten gepachtet. Mit 95 Jahren ist sie heute die älteste Grundstücksbesitzerin und immer noch aktiv. Auch in der Gruppe, die sich mit Kassiererin Erika Gilles und 25 weiteren Frauen an jedem ersten Freitag im Monat trifft und sich zum Beispiel zugunsten der Kinderkrebshilfe engagiert. Für die Erbensuppe, die beim Fest serviert wurde, haben die Frauen das Gemüse geschnippelt.

Der Anbau von Gemüse war in den Anfangsjahren selbstverständlich. Inzwischen züchten vor allem Familien mit Migrationshintergrund eigenes Gemüse. Eigentlich müssten die Flächen laut Drittel-Regelung des Landesverbandes der Kleingärtner zu je einem Drittel in Obst und Gemüse sowie Rasen aufgeteilt sein. "Wir sehen das großzügig", sagte der Vorsitzende, "Hauptsache, der Garten ist gepflegt."

Damit nicht nur der eigene Garten, sondern die gesamte Anlage gepflegt ist, muss jeder Pächter 15 Pflichtarbeitsstunden pro Jahr ableisten. Nicht von ungefähr konnte die Bernshecke beim jährlichen Wettbewerb schon so manchen Preis einheimsen. Besonders beeindruckt war allerdings die chinesische Delegation, die 1981 zu Besuch kam und einen Gingko-Baum als Geschenk mitbrachte. Die Pflanze hat wohl noch viele hundert Jahre vor sich, denn diese Art kann tausend Jahre und älter werden. Ob dann die Bernshecke noch existiert? Erst einmal sind die Besitzer glücklich, dass die Autobahn-Erweiterungspläne bis 2022 auf Eis liegen.

(gkf)
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