Hitdorfer Plattabend Von Sickömele und Schüddelplag

Hitdorf · Bernd Bilitzki, Vorsitzender des Hitdorfer Heimatvereins, organisierte einen Mundartabend.

 Wie geht das mit diesem Hitdorfer Platt? Bernd Bilitzki weiß es.

Wie geht das mit diesem Hitdorfer Platt? Bernd Bilitzki weiß es.

Foto: Ja/Miserius, Uwe (umi)

Der Werbeslogan „Wir können alles, außer hochdeutsch“ ist bundesweit bekannt. Mutig bekennen sich Schwaben zu ihrem Dialekt. Aber auch in Köln und Umgebung ist Mundart eindeutig wieder auf dem Vormarsch. Wie zum Beweis organisierte Bernd Bilitzki, Vorsitzender des Heimatvereins Hitdorf, jetzt einen „Hetdörper Platt-Ovend“.

Gekommen waren zwölf Gäste, darunter Werner Pöllinger mit 50 als jüngster, Wilfried Geberzahn mit 82 Jahren als ältester Teilnehmer. Bei dieser Gelegenheit ging es nicht um Kenntnisse einzelner Wörter oder spezieller Hitdorfer Begriffe wie Sickömele (Ameise), Schüddelplag (Spültuch) und Stachelbeeren (Knoschele). Sondern um Heimatgeschichte, die anhand von Bildern gezeigt wurde. „Wer kennt noch die Namen, wer die Orte?“ fragte Bilitzki, und meinte in bestem Hitdorfer Platt: „Mer fange ens jans
hösch ahn.“

Da erinnerte ein Bild zum Beispiel an die „ahl Schossie“, die heutige Langenfelder Straße L 43, die einst dicht durch Baumreihen besiedelt war und als wichtiger Handelsweg zwischen Hitdorf und Wuppertal-Elberfeld diente. Vom Hafen wurde pro Jahr bis zu 300 tonnenschwere Schleifsteine nach Solingen transportiert, weshalb die Chaussee (Schossie) nach 1929 zu den ersten befestigten Straßen im Rhein-Wupper-Kreis gehörte.

Bilitzki fuhr fort mit Aufnahmen vom sogenannten „Dreieck“ und erläuterte: „Das ist Teil eines alten Pfades, auf dem die Leute früher standen, um zu sehen, ob ein Schiff kommt. Der Pferde-Besitzer, der das Schiff zuerst sah, durfte es treideln.“ Das bedeutete, der Tierhalter durfte das motorlose Schiff auf speziellen Wegen mit bis zu fünf Zentimeter dicken Hanfseilen weiter stromaufwärts ziehen. „Darum heißt das Lohr auch Lohr“, berichtete Bernd Bilitzki, „dort standen die Leute zum luhren (gucken).“

„Et Orth“ weckte besonders viele Erinnerungen bei den Anwesenden. Woher die Bezeichnung für das durch Hochwasserablagerungen entstandene Schwemmland genau kommt, vermochte niemand zu sagen. Als er da noch gespielt habe, so Bilitzki, sei „das Orth“ rund 1,50 Meter tiefer, aber nicht so groß gewesen. Mittlerweile werde die Stelle im Hafen zunehmend flacher, so dass etliche Schiffe bei Niedrigwasser nicht mehr rausfahren könnten. „Und auf dem Hafenbecken sind wir als Kinder Schlittschuh gelaufen“, trug Werner Pöllinger zu alten Memoiren bei.

„Vielleicht ist das mein Opa auf dem Bild“, bemerkte Otti Geberzahn beim Anblick der Skizze vom „Meyisch Loch“, das benannt ist nach den Fährpächtern Johann und Peter Meyer. Von dort startete die Fähre in Richtung Worringen, statt nach Langel. „Und in Meyers Loch“, sagte Bilitzki diesmal auf Hochdeutsch, „lernte die Hitdorfer Jugend das Schwimmen.“ Ein Karnevalslied erinnert noch bis heute an das alte „Müllemer Böötche“, das 1912 bei einem Schiffsunfall in der Nähe zu Mühlheim unterging, nachdem ein niederländisches Schiff die Vorfahrtsregel an der alten Schiffsbrücke missachtete.

Hitdorfer nutzten es gerne und oft, um Einkäufe in Mülheim zu erledigen. Bernd Bilitzki: „Dabei sind drei Leute ertrunken, ein Ehepaar Johann und Anna Langenhövel aus Hitdorf und ein Knecht aus Rheindorf. Die Köln-Mülheimer-Dampfschifffahrtsgesellschaft stellte den Betrieb ein. Und damit endete ein weiteres Stück Hitdorfer Geschichte.“

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