Leverkusen Benzindurst: Tankstellen trocken

Leverkusen · Bislang ungekannte Szenen spielten sich am Montag an Leverkusener Tankstellen ab. Schon morgens drängten die Autofahrer an die Zapfsäulen. Als "Kommunist" musste sich Tankstellen-Mitarbeiter Olaf Hermanek (35) am Nachmittag beschimpfen lassen. Der Grund: Gähnende Leere in den Super- und Normal-Tanks der Quettinger Star-Tankstelle.

"Ausverkauft" war auf Zetteln an den Zapfpistolen zu lesen. Bis zu 300 Metern stauten sich die wartenden Autos auf der Lützenkirchener Straße. Scheinbar hatte sich der Preis von 1,29 Euro pro Liter Normal und Super schnell herumgesprochen. 30 000 Liter Kraftstoff wurden nach Angaben der Pächterin Sylvia Grünhoff schon bis zum Mittag verkauft. An durchschnittlichen Tagen seien es gerade einmal 6 000 bis 8 000 Liter.

Von einem "Großkampftag" sprachen die Mitarbeiter gestern; Die morgens noch vollen Tanks leerten sich in rasender Geschwindigkeit. Mittags um 14.30 Uhr war dann auch das letzte Tröpfchen Super vertankt. Normal gab es noch bis etwa 17 Uhr. Da der Andrang an anderen Tankstellen der Orlen-Mineralölgesellschaft — zu der die Star-Filialen gehören — ebenfalls sehr groß war, kam man mit den Lieferungen nicht nach. Mehrere Tankstellen-Tanklager blieben teilweise bis zum nächsten Tag leer. Das berichtete gestern der Pressesprecher des Unternehmens, Torsten Rieger. Einer der "umsatzstärksten Tage des Jahres" sei der Montag bei Orlen gewesen.

Als Grund nennt er die vor kurzem bei Aral erfolgte Preisumstellung. Super undNormal kosten seitdem gleich viel. In der Folge fielen die Preise. Um bis zu zehn Cent mehr pro Liter bezahlten Kunden in den Wochen davor.

Auch bei der Aral-Tankstelle auf der Alkenrather Straße war am Montag viel los. Bei einem Preis von 1,32 Euro pro Liter Benzin stauten sich die Autofahrer. Um 14 Uhr war auch hier Schluss im Super-Tank. Eigentümer Thomas Spehar (41) zögerte nicht lange. Er und seine Mitarbeiter griffen zur Zapfpistole und gaben Kunden, die eigentlich Super tanken wollten, den 14 Cent teureren Kraftstoff Ultimate 100 — zum Super-Preis.

Bis vier Stunden später der Tankwagen mit Nachschub anrollte. Dass der so lange auf sich warten ließ, lag schlicht daran, dass Scharen von Autofahrern auch andere Filialen der Region gestürmt hatten. "Natürlich spielt die Preisangleichung von Benzin und Super eine Rolle", sagte Spehar gestern. Allerdings sei auch gerade das Weihnachtsgeld gezahlt worden.

Olaf Hermanek hat Ähnliches nur einmal in seiner Tankstellen-Karriere erlebt, und zwar zur Jahreswende. Da sei bei den Menschen aus Angst vor der Mehrwertsteuer die Tankwut ausgebrochen. An diesem Montag musste er sich nun seine Lebensgefährtin zu Hilfe holen. Während er auf der Straße den Verkehr regelte und wartende Autofahrer beschwichtigte, kümmerte sie sich um die Kasse.

(RP)
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