Leverkusen Bei Sandro und Bayer stimmt die Chemie

Leverkusen · Geiger Sandro Roy ist der neue Künstler der stART-Förderung. Er sagt: "Ohne Jazz kann ich nicht leben."

 Der 24-jährige Sandro Roy liebt klassische Musik aller Stilrichtungen ebenso sehr wie guten Jazz und Improvisation.

Der 24-jährige Sandro Roy liebt klassische Musik aller Stilrichtungen ebenso sehr wie guten Jazz und Improvisation.

Foto: Christian Hartmann

Es war eher dem Zufall zu verdanken - und Thomas Helfrichs ausgesprochener Vorliebe für Gypsy-Jazz -, dass der 24-jährige Sandro Roy ab der nächsten Spielzeit in die stART-Familie bei Bayer Kultur aufgenommen wurde.

Der Leiter von Bayer Kultur hatte sich auf Facebook und bei Youtube umgeschaut und war dabei auf Kostproben des Geigers gestoßen. In dessen Brust schlagen übrigens zwei Herzen: eines für klassische Musik aller Stilrichtungen, die er auch studiert hat bis zum Masterabschluss bei Prof. Jens Ellermann in München, und eines für guten Jazz und improvisatorische Freiheit. "Ohne Jazz könnte ich nicht leben", bekennt das jüngste Mitglied einer sehr musikalischen Sinti-Familie.

Der Vater war Gitarrist, weswegen sich der kleine Roy auch zunächst auf dem Instrument versuchte. Der Stammbaum väterlicherseits weist mehrere Kapellmeister auf, sein Großonkel Joseph hat es bis zu den Wiener Philharmonikern gebracht. Und der mütterlichen Großfamilie entstammte der legendäre Jazzgitarrist Django Reinhardt, über den Thomas Helfrich Informationen suchte und so auf Sandro Roy stieß.

Mit seinem Team verabredete er die Einladung zu einer Jazzmatinee, um sich persönlich ein Bild von dem jungen Geiger zu machen. Der kam im vergangenen Jahr gerne ins Erholungshaus und war völlig überrascht, als man ihm im Gespräch dann die stART-Förderung anbot. "Ich bin superglücklich, hier angenommen zu werden. Das kann mir neue Wege öffnen und neue Aufmerksamkeit geben", sagt Roy. Denn das ist wichtig für ihn als jungen Künstler ohne das starke Netzwerk einer Agentur.

Vom stART-Programm hatte er bereits gehört und kannte fast alle Namen der Musiker, die bislang die auf drei Jahre begrenzte Förderung erhalten haben. Auch menschlich fühlt er sich bestens aufgenommen von Helfrich und Musikreferentin Carolin Sturm, die genau das vor dem Angebot abgeklärt haben. Dass die Chemie stimmt, ist ihnen genauso wichtig wie die künstlerische Qualifikation.

Schließlich sieht das Konzept nicht nur Konzertauftritte und Unterstützung bei CD-Produktionen vor, sondern auch neue musikalische Partnerschaften und Projekte zwischen den aktuellen und ehemaligen stART-Künstlern. Da muss es einfach passen. Für diese Förderung kann man sich deswegen auch nicht bewerben. Trotzdem gehen immer wieder Anfragen ein, man wird ausgewählt.

Roys Kindertraum war Fußballer zu werden. Und er stand recht erfolgreich im Tor, bis er wegen einer Herzerkrankung vorläufig Schluss machen musste mit dem Sport. Da suchte der Siebenjährige ein neues Hobby und entdeckte die Geige. Mit Erfolg, denn als 13-Jähriger wurde er Bundespreisträger beim Solo-Wettbewerb "Jugend musiziert". Danach beschloss er, nicht mehr bei Wettbewerben anzutreten, erzählt er. Alle anderen Auszeichnungen sind ihm irgendwie zugeflogen, ähnlich wie jetzt die Bayer-Förderung. Er absolvierte ein klassisches Geigenstudium, aber "im Jazz bin ich Autodidakt". Seine Spezialität ist es, beide Genres miteinander zu verknüpfen.

Und so greift er zum Instrument und spielt die eigene Bearbeitung einer Bach'schen Gigue - kunstvoll und lebendig, ausdrucksstark und mitreißend. Am 16. September wird er sich mit seinem grenzüberschreitenden Spiel erstmals dem Publikum von Bayer Kultur im Erholungshaus vorstellen.

(mkl)
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