Geplanter Anschlag auf Pro NRW-Chef Bei Salafisten gefundene Chemikalie war sprengfähig

Dortmund · Die bei Salafisten in Bonn gefundenen Chemikalien waren nach Einschätzung der Ermittler sprengfähig. Es handle sich um Ammoniumnitrat, sagte der Dortmunder Staatsanwalt Henner Kruse am Freitag. Ein Zünder sei allerdings nicht gefunden worden. Die sichergestellte Pistole sei illegal und funktionsfähig gewesen.

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Foto: afp, FETHI BELAID

Die vier radikal-islamischen Männer im Alter zwischen 23 und 43 Jahren, die in der Nacht zum Mittwoch festgenommen worden waren, sitzen in verschiedenen Haftanstalten. Sie sollen Anschläge auf Mitglieder der rechtsextremen Partei Pro NRW geplant haben. Zwei von ihnen waren in der Nähe des Hauses des Pro NRW-Vorsitzenden Markus Beisicht in Leverkusen beobachtet worden. Sie waren unbewaffnet. Alle vier schweigen zu den Vorwürfen. Woher sie sich kannten, sei noch unklar, sagte Kruse. Sie hätten aber in den vergangenen Wochen regen Kontakt gehabt.

Am Donnerstag war Haftbefehl gegen die vier Salafisten erlassen worden. Die Islamisten stehen in dem Verdacht, Anschläge auf acht weitere Politiker von Pro NRW geplant zu haben. Die Ermittler hatten in der Wohnung eines Verdächtigen in Essen eine Liste mit neun Namen von Mitgliedern der Partei gefunden, die rot unterstrichen waren. Der Name Beisicht soll ganz oben auf der Liste gestanden haben.

Ammoniumnitrat, ein Salz aus Ammoniak und Salpetersäure, wird für Düngemittel und Sprengstoffe verwendet. Zusammen mit einem Zünder ist es sehr explosiv. Ammoniumnitrat war auch in der Tasche, die beim fehlgeschlagenen Anschlag im Dezember 2012 am Bonner Hauptbahnhof gefunden wurde. Der Sprengsatz wurde zwar gezündet, detonierte aber wegen eines Konstruktionsfehlers nicht. "Wir gleichen den sichergestellten Sprengstoff weiter mit der Substanz ab, die bei der Bombe in Bonn verwendet wurde", sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag.

Die Chemikalie war zum Beispiel 1995 für den Anschlag auf ein Bürogebäude in Oklahoma City in den USA verwendet worden. Die zwei Tonnen Ammoniumnitrat und Dieselkraftstoff rissen damals 168 Menschen in den Tod.

(dpa/irz)
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