Leverkusen Bayers neue Keulenübungen

Leverkusen · Die Spielzeiteröffnung fiel just mit dem 100. Geburtstag des Bayer-Erholungshauses zusammen. Gefeiert wurde beides und noch ein Lebewohl: Bayer-Kulturchef Nikolas Kerkenrath wurde in den Ruhestand verabschiedet.

"Ein Kulturhaus wird hundert" — dieser Slogan steht über der zweiten Jubiläumsspielzeit der Kulturabteilung Bayer. Nun muss es eigentlich heißen: "Ein Kulturhaus ist hundert!" Genau am Tag der Eröffnung der neuen Spielzeit 2008/09 war es soweit, denn am 13. September 1908 eröffnete Bayer das Erholungshaus an der Nobelstraße.

Geniales Schlagzeugensemble

Als die Kultur- und Versammlungsstätte vor 100 Jahren in Betrieb genommen wurde, war sie auch als Ort des Sports und der Geselligkeit gedacht. Dem Programm der Eröffnungsfeier sei zu entnehmen, "dass Stab- und Keulenübungen der Männerabteilung des Turn- und Sportvereins dargeboten wurden, dazu noch Freiübungen der Mädchenabteilung und der Haushaltungsschülerinnen", zitierte Michael Schade, Leiter der Bayer-Unternehmenskommunikation in seiner Ansprache.

An der Stelle musste mancher ein wenig lächeln. Denn so etwas wie "Stab- und Keulenübungen" gab es auch zur Eröffnungsfeier der Jubiläumsspielzeit — allerdings mit Ton: Das geniale Schlagzeugensemble "Les Percussions de Strasbourg" führte alle vier Sätze der "Pléiades" von Iannis Xenakis auf, voll Leidenschaft, mit rhythmischer Präzision und einer gewissen sportlichen Komponente. Mitunter schnelle Sprints mussten die sechs schlagkräftigen Musiker hinlegen, um pünktlich am nächsten Instrument des bühnenfüllenden Arsenals einsetzen zu können. Das war nicht nur Hör- sondern durchaus auch Seherlebnis.

Wo könne man dieses selten aufgeführte Stück so großartig vorgeführt erleben wie bei Nikolas Kerkenrath? Mit dieser Frage leitete NRW-Kultur-Staatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff seine Festrede ein. Er lobte das kulturelle Engagement von Bayer im Allgemeinen und die Arbeit des scheidenden Kulturabteilungsleiters im Besonderen. "Heute dämmert uns allmählich wieder, wie wichtig kulturelle Bildung ist", sagte er. Das Unternehmen hätte es sich einfach machen können und die städtische Kultur sponsern, aber man bestand auf eigenem Profil. In der Ära Kerkenrath "in einzigartiger Qualität".

Eigentlich waren am Samstag zwei Veranstaltungen angesetzt: die Spielzeiteröffnung, dann die Verabschiedung Kerkenraths mit Ansprachen von Schade und dem ehemaligen französischen Kulturminister Jacques Toubon sowie Klavierspiel von François-René Duchâble. Doch wandten sich die Redner im ersten Teil mit Anerkennung an ihn. Oberbürgermeister Küchler: "Sehr geehrter Herr Kerkenrath, die Stadt ist Ihnen außerordentlich dankbar für die zwei von Ihnen geprägten Kultur-Jahrzehnte."

(RP)
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