Leverkusen Bayer verkauft Gelände der "Bullenklöster"

Leverkusen · Mitte Dezember wechselte das Grundstück seinen Eigentümer, teilt der Chemiekonzern mit. Angaben über die Verwendung macht er nicht.

 Bagger zerlegten im vergangenen Jahr die einstigen Junggesellenheime von Bayer.

Bagger zerlegten im vergangenen Jahr die einstigen Junggesellenheime von Bayer.

Foto: Gabi Knops-Feiler (Archiv)

Die ehemaligen Wohnheime für Bayer-Lehrlinge sind Geschichte. Der Chemiekonzern hat die Gebäude aus dem Jahr 1958 nicht nur abreißen lassen, sondern das Grundstück zwischen Birkengartenstraße und Friedrich-Ebert-Straße auch verkauft. Mitte Dezember 2017 sei das Geschäft über die Bühne gegangen, teilt Hans-Bernd Schmitz, Sprecher der Bayer AG, auf Anfrage mit. "Welche Pläne der neue Eigentümer hat, ist mir nicht bekannt." Auch den Namen des neuen Eigentümers will der Konzern nicht nennen.

Bislang hatte es geheißen, dass an der Stelle der einstigen Männerwohnheime eine Grünfläche angelegt werden soll. Das Grundstück kann aber auch anders genutzt werden - trotz der Einschränkungen, die sich aus der Nähe zum Chempark ergeben. So schreibt die sogenannte Seveso-II-Richtlinie einen angemessenen Abstand zwischen Betrieben, die mit gefährlichen Stoffen arbeiten, und Wohngebieten vor. Ein Investor, der die "Bullenklöster" vor einigen Jahren hatte kaufen und umnutzen wollen, war deshalb wieder abgesprungen.

In einem Gutachten, das die Stadt vor dem Hintergrund der Seveso-II-Richtlinie hat erstellen lassen, sind verschiedene Möglichkeiten für das Gelände der einstigen Wohnheime und Ganser-Brauerei aufgelistet. "Im südlichen Bereich, wo die Ledigenwohnheime des Chemparks gestanden haben, ist die Errichtung eines Bürogebäudes in Riegelbauweise denkbar", berichtet Stadtsprecherin Heike Fritsch.

"Sofern eine solche nicht schutzbedürftige Nutzung errichtet würde, könnte die nördlich davon gelegene Wohnbebauung durch weitere Mehrfamilienhäuser arrondiert werden." Nicht zulässig seien Nutzungen, die größeren Publikumsverkehr erzeugten, beispielsweise großflächiger Einzelhandel, "da dann ein nicht vertretbares, erstmaliges Heranrücken an den Betriebsbereich vorläge".

Seit 2009 standen die beiden achtstöckigen Gebäude leer. Einst lebten dort etwa 50 Wohngemeinschaften. Zuletzt überlegte Nutzungen als Studenten- oder Flüchtlingswohnheim scheiterte ebenfalls an der Nähe zu Produktionsanlagen mit Störfallrisiko. Statt dessen ließen sich immer mal wieder Obdachlose in den "Bullenklöstern" nieder und verursachten dort verschiedene Brände. So wurde 2016 ein 33-jähriger Tscheche zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, nachdem er in einem der Gebäude einen Kleiderhaufen angezündet und damit einen Großeinsatz der Feuerwehr ausgelöst hatte. Er lebte nach eigenen Angaben gleich mehrere Monate mit zwei Landsleuten illegal in einem der "Bullenklöster".

Um weiteren Bränden und anderen Risiken durch die leerstehenden Hochhäuser vorzubeugen, war Bayer schließlich daran gelegen, die Häuser möglichst schnell abzureißen - zum Bedauern einstiger Lehrlinge, die ihre Wohnzeit dort in guter Erinnerung behalten haben.

(sug)
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