Leverkusen Bayer irritiert über Berliner Ökostrompläne

Leverkusen · Die Nachricht hat Bayer überrascht: Die Bundesregierung plant offenbar mit der Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG, vereinfacht Ökostrom-Gesetz) die Industrie stärker zur Kasse zu bitten. Bisher war die Eigenproduktion von Strom in Unternehmen von der Ökostrom-Umlage befreit. Das könnte sich nun ändern. Überlegt wird in Berlin laut Nachrichtenagentur Reuters, der ein Kabinetts-Beratungspapier vorlag, dies: - Energie aus neuen Anlagen soll mit 90 Prozent der Umlage belastet werden.

- für Strom aus Kraftwerken auf Basis erneuerbarer Energien und Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) sollen Unternehmen künftig 70 Prozent bezahlen

- bei Altanlagen "werde der Stand von 2013 eingefroren. Da lag die EEG-Umlage bei 5,3 Cent pro Kilowattstunde. Jetzt liegt sie bei 6,3 Cent. Die Differenz von einem Cent pro Kilowattstunde müsste dann auch gezahlt werden", sagt Bayer-Sprecher Rolf Ackermann. Und fügt klare Worte an: "Wenn dieses Vorhaben so von der Regierung umgesetzt werden sollte, können wir unsere Anlagen, alte oder neu, nicht mehr wirtschaftlich betreiben." An den Chempark-Standorten unterhalten Currenta (Chempark-Betreiber) und andere einige Kraftwerke, von denen Bayer Energie bezieht – vor allem für sein Kunststoff-Tochterunternehmen MaterialScience (BMS), das eine energieintensive Produktion hat.

Ob und wie Bayer Wirtschafts- und Energiebundesminister Siegmar Gabriel den Unmut mitteilen will, sagt der Sprecher nicht. "Das Vorhaben ist für uns neu, wir müssen erst abwarten, was passiert."

Dass der Konzern irritiert ist, daraus macht Ackermann keinen Hehl: "Wir kritisieren, dass nun offenbar nicht eingelöst werden soll, was im Koalitionsvertrag steht: Dass die Eigenstromerzeugung der gesamten Industrie nur moderat belastet werden soll, vor allem, dass auch Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen noch wirtschaftlich bleiben sollen", moniert der Sprecher außerdem.

Dieses Vorhaben verletzte eindeutig den Koalitionsvertrag.

(RP)
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