Leverkusen Bayer-Fanprojekt hilft in vielen Lebenslagen

Leverkusen · Leiter Stefan Thomé ist stolz: Unter Leverkusener Fußballanhängern gibt es kaum Rassismus oder rechtes Gedankengut.

 Bayer-04-Geschäftsführer Michael Schade (links) gratulierte ebenso wie Oberbürgermeister Uwe Richrath und Sportdezernent Marc Adomat (Mitte) zum 20. Geburtstag des Fantreffs.

Bayer-04-Geschäftsführer Michael Schade (links) gratulierte ebenso wie Oberbürgermeister Uwe Richrath und Sportdezernent Marc Adomat (Mitte) zum 20. Geburtstag des Fantreffs.

Foto: Miserius

Gerührt traten Stefan Thomé und seine Kollegin Daniela Frühling vor die vielen Gäste. Alle waren sie gekommen: alte Weggefährten, wichtige Persönlichkeiten der Stadt und des Landes, sowie einige ihrer Schützlinge - wobei die Bezeichnung der Beziehung des Fanprojekts Leverkusen, das in diesen Tagen seinen 20. Geburtstag feiert, und der aktiven Fanszene von Fußballbundesligist Bayer 04 nicht gerecht wird. Austausch und Kommunikation finden auf Augenhöhe statt.

Sportdezernent Mark Adomat und Vorsitzender des Vereins betonte: "Das Fanprojekt ist ein wichtiger Teil der Stadt und aus der Jugendarbeit nicht mehr wegzudenken." So geht das Aufgabenfeld Thomés und Frühlings weit über den eigentlichen Fußball hinaus. Zwar begleiten sie Jugendliche zu Heim- und Auswärtsspielen und vermitteln, sollte es Auseinandersetzungen mit der Polizei geben. Doch helfen sie vielen jungen Menschen, die an der Schwelle zum Erwachsenenleben stehen, auch in allen anderen Lebenslagen - durch ein offenes Ohr für Probleme, das Suchen einer Wohnung oder einfach das Schreiben von Bewerbungen.

"Im Jahr haben wir rund 200.000 Euro zur Verfügung", erzählte Thomé. Das höre sich zunächst viel an, reiche aber nicht ganz. Eine dritte Vollzeitkraft könne so nicht eingestellt werden. Zwei Vollzeitstellen und zwei geringfügig Beschäftigte müssen derzeit reichen.

Das Geld wird daneben in Gewalt- und Rassismus-Prävention an Schulen, Fußballturniere für Fans, Ausflüge und vieles mehr investiert. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) steuert 50 Prozent bei. Weitere 25 Prozent kommen jeweils vom Land und der Kommune selbst - wobei die Stadt Leverkusen das Fanprojekt nicht mit Barmitteln unterstützt, sondern die Räumlichkeiten zur Verfügung stellt.

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Ein weiterer, nicht genau benannter Betrag kommt vom Fußball-Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen. Dessen Geschäftsführer Michael Schade kündigte an: "Die Räume hier werden allmählich zu klein und sind bereits etwas überholt. In naher Zukunft steht ein Umzug an. Wir werden bei der Suche helfen und finanziell unter die Arme greifen."

Es gibt viele Dinge, auf die Thomé, der das Fanprojekt Leverkusen 1996 gründete und bis heute leitet, sehr stolz ist. Vor allem, dass es in der Leverkusener Fanszene kaum Rassismus und rechtes Gedankengut gibt, freut den Diplom-Sozialpädagogen. Allerdings stört ihn das Bild des Fanprojekts in der Öffentlichkeit. "Der Erfolg eines Fanprojekts wird immer nur daran gemessen, wie viele Ausschreitungen es an einem Spieltag gab. Dabei ist es so viel mehr als Fußball."

Der Erfolg des Projekts spiegele sich insbesondere in der Beziehung zwischen den Fans und sozialen Mitarbeitern wieder. Wie gut diese Beziehung ist, belegt ein großes bemaltes Banner, das die Fans anfertigten. Dort steht: "Stefan - einer von uns."

(brü)
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