Leverkusen Bayer: Das Alter ,entalarmisieren'

Leverkusen · Der Konzern analysiert den demografischen Wandel. Bayer hat einen Fonds eingerichtet, der mit 4,8 Millionen Euro pro Jahr Programme zu Gesundheitsförderung und lebensphasengerechten Arbeitsregelungen unterstützt.

 Forscher Matthias Horx, Arbeitsdirektor Richard Pott, Franz Müntefering und Betriebsratschef Thomas de Win (v.l.) sprachen über demografischen Wandel.

Forscher Matthias Horx, Arbeitsdirektor Richard Pott, Franz Müntefering und Betriebsratschef Thomas de Win (v.l.) sprachen über demografischen Wandel.

Foto: UM

Krankheitsgesellschaft, Altersarmut, das Ende des Wirtschaftswachstums in einer immer älter werdenden Gesellschaft, der der Nachwuchs ausgeht: Von Schauer-Zukunftsszenarien wie diesen rät Zukunftsforscher Matthias Horx ab. "Wenn wir über Alter sprechen, müssen wir uns entalarmisieren", sagte er eindringlich zu den rund 250 Bayer-Führungskräften, die dem mitunter heiteren Vortrag des Forschers lauschten.

Horx sprach während des Symposiums der neuen Bayer-Initiative "BaySen" (wir berichteten) zum Thema demografischer Wandel – ein Thema, das den Konzern stark beschäftigt. "Wir werden in der Zukunft noch wehmütig an die aktuellen Zeiten zurückdenken", prophezeite Arbeitsdirektor Richard Pott, spielte damit darauf an, dass es bei Bayer derzeit keine Nachwuchsprobleme gibt und das Durchschnittsalter der Mitarbeiter noch bei 45 liegt. Das wird sich bis zum Jahr 2020 nach oben korrigiert haben. "Das Durchschnittsalter bei den gehobenen Führungspositionen wird dann bei 57 liegen. Bis dahin müssen wir in diesem Bereich jede dritte Position nachbesetzen", erläuterte Pott, der wohl selbst darunter fällt – in acht Jahren wird er 68 Jahre alt. Das Durchschnittsalter aller Mitarbeiter liegt 2020 bei 53 Jahren, der Anteil derer über 60 dann bei 18 Prozent. "Auf diese Veränderungen müssen wir uns jetzt vorbereiten", betonte Pott.

Demografiefonds eingerichtet

Der Bayer-Konzern hat 2008 dem Flächentarifvertrag "Lebensarbeitszeit & Demografie" der Chemiebranche zugestimmt. In dem wurde auch ein Demografiefonds vereinbart, den Arbeitgeber einrichten und dort unter anderem für jeden Tarifmitarbeiter 300 Euro pro Jahr einzahlen. Bayer ist für 21 000 Mitarbeiter des Unternehmens dabei.

Gesamtbetriebsratsvorsitzender Thomas de Win betonte, dass Bayer aus dem Fonds 4,8 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung stehen, "um die Auswirkungen des demografischen Wandels zu gestalten, eine nachhaltige Personalpolitik zu betreiben und Anreize für längere Beschäftigung zu schaffen". Kurz: Es geht um alters- und gesundheitsgerechte Arbeitsregelungen.

In der Gesamtbetriebsvereinbarung 2011 ist etwa eine Belastungsreduzierung im Voll- und Wechselschichtbetrieb für Mitarbeiter ab 55 Jahren vorgesehen: Sie haben Anspruch auf 20 schichtfreie Tage im Jahr. "90 Prozent der Kollegen nehmen das in Anspruch", sagte de Win. Dadurch seien zudem "rund 60 neue Arbeitsplätze entstanden"; in der Wiedereingliederungsphase für längerfristig erkrankte Mitarbeiter können 80 zusätzliche freie Arbeitsstunde in Anspruch genommen werden.

Auch die Langzeitkonten, die von Mitarbeitern in "unteren Tarifstrukturen" nicht so angenommen werden, wie Bayer es gern sähe, sollen attraktiver gestaltet werden. Der Frage, wie man mit Stress umgeht, soll ebenso konkreter nachgegangen werden, wie das Thema Altersversorgung stärker ins Bewusstsein der Mitarbeiter rücken soll.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort